HiFi-Pipeline bauen: Edel-Strom für die audiophile Anlage

Sie gilt als ein heiliger Gral des audiophilen Genusses: die Pipeline. Gemeint ist damit eine exklusive Stromversorgung der Anlage durch eine Stromleitung, die vom Sicherungskasten direkt an eine dedizierte Steckdose im Hörraum führt und keinerlei weitere Verbraucher versorgt. Der Vorteil soll sein, dass die so verbesserte Stromzufuhr für das Audiogerät im Gegenzug den Audiogenuss verbessert. Doch wie groß ist der Aufwand hierfür? Und lohnt er sich wirklich?
Dass sich mir die Möglichkeit bot, diese Fragen zu beantworten, ist einem Zufall zu verdanken. Eigentlich sogar einer Art Kneipengespräch zu später Stunde. Da saßen Stefan Eisenhardt, Geschäftsführer von Geko-Hifi, und ich in einem Restaurant in Hannover und plauderten über dies und das, als plötzlich die Frage im Raum stand, worauf ich eigentlich HiFi-technisch noch neugierig wäre. „Eine HiFi-Pipeline bauen“, sagte ich ohne zu zögern. „Lass uns das mal machen“, kam Stefans Antwort ebenso prompt, „ich wüsste auch gerne, was das wirklich bringt.“
Bausteine einer HiFi-Pipeline
Als Bausteine einer Pipeline sind im Grunde nur drei Elemente notwendig:
- eine Sicherung oder ein FI-Schalter,
- eine Steckdose,
- Stromkabel in der passenden Länge.
Im Prinzip hätte ich so eine Pipeline schon längst legen können. Die passende hydraulische HiFi-Sicherung von Gigawatt und eine geschirmte HiFi-Steckdose C-Lock SE auf Furutech-Basis besitze ich seit 2017 bzw. 2020. Allerdings wollte ich zwischen die beiden dedizierten HiFi-Komponenten keinen Baumarkt-Draht spannen, der wohlmöglich nicht mal geschirmt ist. Geplant war, HiFi-taugliches OFC-Kupfer zu verlegen. Das allerdings schien zu zivilen Preisen schwer zu realisieren, war meine bisherige Erkenntnis.
Als Stefan Eisenhardt „Lass uns das mal machen“ sagte, meinte er das wörtlich. Denn Geko-Hifi vertreibt exklusiv Supra Cables, die ihre Stromkabel auch als Meterware anbieten. Und davon gibt es drei Qualitäten, die alle im Vergleich zu vielen anderen HiFi-Kabeln oder gar Endgeräten nicht einmal teuer sind:
- das SUPRA LoRad 3 x 1,5 mm² MkII aus verzinntem OFC-Kupfer,
- das SUPRA LoRad 3 x 2,5 mm² MkII aus verzinntem OFC-Kupfer und
- das SUPRA LoRad SPC 3 x 2,5 mm² MkII aus versilbertem OFC-Kupfer.
Gemeinsam ist allen drei Kabeln, dass sie sauerstofffreies Kupfer einsetzen. Ihre Leiter sind kurz verdrillt, was sie strahlungsarm macht, und ihre Ummantelung schützt sie gegen Einstreuungen von außen. Zusätzlich haben sie einen Ableitdraht, der das schützenden Kupfermesh in der Kabelhülle unterstützt.
Zusammen mit den Leitern sind drei dicke Fäden verdrillt. Sie halten den Abstand der Kupferleitungen auf gleichbleibendem Niveau, weshalb diese sich gegenseitig weniger beeinflussen können. Alle drei Kabel sind sehr flexibel, was die Installation um Kurven erleichtert, bei Wanddurchbrüchen aber auch Tücken haben kann (dazu und wie sich das lösen lässt später mehr).

Schema einer HiFi-Pipeline (von links nach rechts): Der Hausstrom wird über eine dedizierte Sicherung (schwarz) an eine einzelne Steckdose exklusiv für die Hifi-Anlage oder einzelne ihrer Komponenten geliefert.
Wer eine Anlage mit geringer Leistung verwendet, wird wahrscheinlich gut mit einem Kabelquerschnitt von 1,5 mm² auskommen. Wenn die Anlage – insbesondere ihre Endstufe(n) – stromhungrig ist, wäre in jedem Fall ein Kabelquerschnitt von 2,5 mm² sinnvoll.
Bei extremem Leistungsbedarf der Komponenten wären möglicherweise sogar mehrere Pipelines zu erwägen: eine für die Anlage und für jeden Endstufen-Block jeweils eine weitere. Und wer gerne HD-Fernsehen schaut, hätte noch die Option für eine vierte Pipeline – wobei ich zugebe, dass das nah am Stromnetz-Overkill ist.
Einbau der HiFi-Pipeline
Da es sich bei einer Pipeline um eine stromführende Leitung mit 230 V handelt, ist als ergänzende und unabdingbare Zutat ein ausgebildeter Elektriker nötig, der die Sicherung im Sicherungskasten installiert und danach die Leitungen des Pipeline-Kabels korrekt an dieser und den Kontaktleisten für Null-Leiter und Erdung im Sicherungskasten anschließt. Neben der eigenen Gesundheit ist das auch mit Blick auf mögliche Haftungsfragen relevant.
Sollte das Kabel, wie in diesem Beispiel, einen separaten Draht zur Schirmung haben, muss dieser gleichfalls im Sicherungskasten angeschlossen werden, und zwar wie die grün-gelben Kabel an einem Platz der Erdung. (Weiter unten noch ein paar weitere Worte zum Thema Schirmung.)

Stromkabel für HiFi-, audioplhile und andere sensible Anwendungen sind optimaler Weise doppelt geschirmt, haben eine separate Ableitung und ihre drei Kabel werden durch Platzhalter auf Distanz zueinander gehalten.
Da die Leitungen der verwendeten Supra LoRad-Stromkabel aus einer Vielzahl feiner Litzen verdrillt und nicht starre Kupferdrähte aus dem Installations-Regal sind, müssen sie vor dem Einbau gecrimpt werden – mit schönen Grüßen vom Stand der Technik. Leider hat kaum ein Elektriker Reinkupfer-Crimphülsen im Koffer, weshalb es sich empfiehlt, vorab selber nach entsprechenden Kupferhülsen zu suchen, damit sie parat liegen, wenn die Fachkraft kommt.
Falls nicht schon vorab geschehen, wird anschließend das Stromkabel vom Sicherungskasten bis zur Steckdose geführt. Je nach Vorliebe kann das unterputz oder – wie bei mir – mit Kabelkanälen aufputz geschehen.
- Vorteil einer Verlegung unterputz ist, dass die Versorgung diskret versteckt ist. Der Nachteil ist, dass hierfür Wände aufgestemmt werden müssen, einschließlich des damit verbundenen Trios Krach, Dreck und Nacharbeit.
- Vorteil einer Verlegung aufputz ist, dass er minimal invasiv erfolgt, insbesondere, wenn die Kabelkanäle nicht geschraubt, sondern mit Montagekleber angebracht werden können. Der Nachteil ist, dass sich anschließend leidlich unauffällige, eckige Plastikteile an Wänden und Decken entlang winden.
- Der goldene Mittelweg wäre eine Verlegung hinter den Fußleisten, wenn diese rückwärtige Hohlräume oder Fräsungen haben. Dieser Ansatz vereint die Vorteile des Unterputz-Diskretion mit den Vorteilen der leichten Umsetzung mit Kabelkanal, denn letztlich sind solche Fußleisten selber Kabelkanäle. Herausfordernd kann es dort werden, wo Türen zu queren sind oder wo ein Wanddurchbruch notwendig ist.
Im Blick haben sollte man, dass die Länge des Kabels dem Weg zwischen Sicherungskasten und Steckdose plus minimal einem halben Meter entspricht, da für den Anschluss im Sicherungskasten und in der Steckdose zusätzliches Kabel benötigt wird. In die Länge des Kabels müssen neben den Strecken an den Wänden auch Türquerungen und Wanddurchbrüche mit eingerechnet werden, denn durch sie läuft das Kabel ebenfalls durch.
Wenn möglich, sollte ein Wanddurchbruch im Durchmesser einige Millimeter größer als der Kabelquerschnitt gewählt werden, da die Kabel sehr flexibel sind und von einer Spindel konfektioniert werden, also einen Drall haben. Bei etwas mehr Platz ecken sie weniger leicht an und lassen sich besser durch Durchbrüche schieben oder mittels Werkzeugen wie einem Stab von A nach B ziehen.
In meinem Fall hatte der Wanddurchbruch einen Durchmesser von 12 mm, das Kabel selber einen von 11 mm. Da 1 mm Spiel nicht ausreichte, um das Kabel problemlos durch die Wand zu schieben, musste ein Stück seiner Außenhülle entfernt und zwei der drei Kabel in ein dünnes Metallrohr eingeführt werden. Das dritte Kabel wurde mittels Klebeband am Rohr befestigt. Zusätzlich wurde der Kabelstrang hinter dem Rohr mit Klebeband zusammengehalten, damit er möglichst schmal blieb. So ließ sich die Hürde überwinden bzw. die durchbrochene Wand queren.

Der flexible Charakter des Stromkabels machte einen Metallstab und viel Tesa für eine stabile Führung notwendig, um das Kabel mit 11 mm Durchmesser durch den Wanddurchbruch mit 12 mm Durchmesser zu bekommen.
Ist das Kabel an der Steckdose angekommen, wird ganz einfach die Phase an einen Kontakt der Dose, der Nullleiter an den anderen Kontakt und die Erdung an die Schutzkontakte. Hat das Stromkabel einen separaten Schirmungsdraht, wird es interessant:
- Ist die Steckdose – wie die C-Lock SE – vorne mit einer Metallplatte ausgestattet, die ihrerseits mit dem Nullleiter und mit der Aufputzdose aus Metall verbunden ist, bleibt das Schirmungskabel isoliert und damit kontaktfrei in der Aufputzdose liegen.
- Ist die Steckdose ohne Schirmung oder die Schirmung nitch mit dem Nullleiter verbunden, wird die Erdung des Stromkabels mit der Aufputzdose verbunden.
Dass die Steckdose in ein Aufputz- oder Unterputz-Gehäuse aus Metall kommt, ist übrigens wichtig, damit die Schirmung vollständig ist und nicht auf den letzten Zentimetern doch noch kompromittiert wird.
Ist alles geschraubt, geklebt, gedeckelt und gesichert, ist die Pipeline fertig.
Bauzeit in unserem Fall war in Summe rund ein Tag, um die exklusive Stromversorgung gute 14 Meter vom Sicherungskasten quer durch die Wohnung ins Wohnzimmer zu führen und anzuschließen. Bei mehr Übung oder kürzeren Wegen wird diese Zeit sicher unterboten, bei längeren Wegen oder einer herausfordernden baulichen Situation kann es auch länger dauern. Wer gerade seinen Neubau oder eine umfassende Renovierung im Sinn hat, kann gleich die Pipeline mit in die Pläne einzeichnen lassen. Dann geht es quasi nebenbei und ist mit Abschluss der allgemeinen Arbeiten ebenfalls fertig.
Ein paar weitere Worte zur Schirmung
Der Elektriker, der meine Pipeline in Fluss brachte, hat noch einige erläuternde Worte zum Thema Schirmung hinterlassen. Dazu gehört nicht bloß, dass der Ableitdraht des Stromkabels eine eigene Klemme im Sicherungskasten belegen muss, sondern auch, dass eine Schirmung nur dann funktioniert, wenn sie keinen Kreis bildet, also beispielsweise mit der Erdung der Steckdose verbunden wird.
Ferner ist ein geschirmtes Kabel nur optimal wirkungsvoll, wenn die Steckdose selber geschirmt ist, und zwar nicht bloß ihr Deckel, sondern auch ihre Dose. Das bedeutet, dass die Dose zum Wandeinbau oder das Aufputz-Gehäuse aus Metall gefertigt sein müssen. Der Ableitdraht des Stromkabels wird bevorzugt mit diesem Aufnahmebehälter verbunden, aber nicht mit der Erdung der Steckdose. In diesem Fall ist der metallene Aufnahmebehälter selbst autark gegen die Erdung des Stromkabels zu halten. Geht die Erdung der Steckdose auch auf die Einbaudose über, ist die Schirmung des Kabels kontaktfrei zu diesen zu halten.
Die Steckdose selber sollte auch einen Metallschirm besitzen, beispielsweise ein Tragplatte aus Metall. Er bildet mit dem Metallgehäuse, in das die Steckdose eingesetzt wird, einen abgeschlossenen Raum. Das Resultat ist, dass die stromführenden Kontakte gegen Einstrahlung abgeschirmt sind.
Ist das alles erfüllt, ist die Erdung perfekt.
Überraschung auf der Zielgeraden
Zugegeben, als Germanist hätte ich gewarnt sein müssen, denn Berthold Brecht fixierte schon 1928 – also vor fast 100 Jahren – in seinem Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens die warnende Erkenntnis:
Drum mach‘ nur einen Plan, und sei ein kluges Licht, und mach noch einen andern Plan, und gehen tun sie beide nicht!“
Und welche Unzulänglichkeit behinderte das Pipeline-Streben?
Zum einen war eine Aufputz-Dose aus Edelstahl mit einer Tiefe von mindestens 40 mm im Markt nicht zu finden. Darum erwarb ich zwei Dosen mit jeweils 32 mm Tiefe, entfernte von einer einen Teil ihres Bodens und schraubte sie aufeinander, um eine Aufputz-Dose zu bekommen, in der die mit gut 42 mm etwas tief auswuchernde C-Lock SE den notwendigen Platz fand. Zusammen kragt die Combo jetzt 12,5 cm aus der Wand, was nicht sonderlich chic ist, sich aber zum Glück hinter dem Rack versteckt.
Zum anderen stellte ich fest, dass die Erdung der Steckdose mit ihrer Metall-Frontplatte verbunden ist, die wiederum mit der Aufputz-Dose aus Metall verschraubt wird. Deshalb kann die Erdung des Kabels, um einen Zirkel-Schluss zu vermeiden, nicht an der Aufputz-Dose befestigt werden. In der Konsequenz wickelte ich die Erdung des Kabels im Innern des Aufputz-Dose um den Mantel des Kabels und fixierte es dort mit Isolierband.

Kleine Änderung: Da die Erdung der Steckdose mit ihrer Frontplatte verbunden ist, und diese mit der Aufputz-Dose verschraubt wird, wurde die Schirmung des Kabels im Innern der Aufputz-Dose mit Isolierband an dessen Mantel verklebt.
Und schließlich musste ich den Furutech-Stecker der Keksdose – also der runden Audioplan Powerstar Steckerleiste – und den Original-Stecker des Supra Cables Netzkabels für den Gleichstrom-Filter des Herstellers miteinander tauschen, weil die HiFi-Steckdose keine Winkelstecker aufnimmt und der Gleichstrom-Filter der Steckerleiste vorgeschaltet werden muss.
Aber sonst war alles prima.
Denn als ich nach der Montage testete, ob auch wirklich nur die Phase der Steckdose Strom bekommt, verhielt sich der Phasenprüfer überraschend anders. Während diese beleuchteten Mini-Schraubendreher normaler Weise gemächlich ein wenig aufglimmen, wenn sie mit den 230 Volt in Kontakt kommen, strahlte der Prüfer an der Pipeline-Phase blitzgeschwind sehr hell. Das lässt auch ungetrübten Stromfluss schließen und auf einige akustische Überraschungen hoffen.
Kurze Anmerkung zum Set-up
Da die Pipeline im selben Sicherungskasten ihren Ursprung nimmt wie die anderen Stromkabel der Wohnung, ist sie nicht komplett autark und ihr Leistungsvermögen nicht völlig unbeeinflusst vom Umfeld. Aus diesem Grund sind die bereits genutzten die Filter weiter im Spiel geblieben. Es handelt sich um die folgenden drei Exemplare:
- HiFi-Tuning Fremdgeräusch-Zerstörer
- HiFi-Tuning Quantenstecker
- Supra Cables LoRad MD01-EU-16 DC-Blocker
Die beiden Filter von HiFi-Tuning finden ihren Platz mittels Steckerleiste an einer Doppel-Steckdose von Gigawatt aus der auch der Router und das NAS ihren Strom beziehen.
Der Gleichstromfilter von Supra Cables ist der Steckerleiste der Anlage vorgeschaltet. Er ist somit also der erste Stromabnehmer an der Pipeline-Steckdose und reicht seine Kost an die Steckerleiste weiter.
Vorab: Klang bisher
Um bestimmen zu können, wie der Exklusiv-Strom für die audiophile Gerätschaft wirkt, wurde die übliche Playlist zuerst mit der bisherigen Stromversorgung abgehört. Welches Hörerlebnis das liefert, verrät der jüngste Vergleich von WLAN und LAN-Anbindung des Mac und eine Kurzzusammenfassung hier:
Abgehört mit den Regalboxen Triangle Comete Ex mit Bi-Wiring-Verbindung zum Verstärker und einer maximalen Lautstärke von 70 dB liefert die Klang-Combo authentische Stimmen und akustische Instrumente mit klarem Fokus und sauberem Horizont. Die Musik wirkt räumlich glaubhaft aufgestellt, gut gestaffelt und differenziert. Instrumente und Stimmen klingen natürlich und zeigen, zumal bei rein akustischen Settings, hörbare Transienten. Das Bassfundament ist solide und tragfähig, es ergänzen brillante Höhen und warme Mitten.
Zum Beispiel spielt Peter Gabriels Mercy Streets auf üppiger Fläche und die zahlreichen Triangel- und Glasflaschen-Töne sind klar und differenziert. Dire Straits stellen You and Your Friend auf geräumiger Bühne vor, E-Gitarre und Dobro sind außerhalb der Boxen auf ihrer jeweiligen Seite, die Hi-Hat ist präzise, die Rim-Cklicks auf der Snare hölzern und sauber, der Gesang greifbar und das Klangbild in Summe schön ausgewogen.
Dominique Fils-Aimés Titel Nameless, Anette Askvisks Liberty und Brooke Sharkeys Your Tomorrow präsentieren sich mit Gesang und akustischen Instrumenten detailreich, wobei der Bass bei Sharkey einen spürbaren, fülligen Auftakt präsentiert.
In Summe also ein eigentlich sehr schöner Klang. Geht es noch schöner?
Klang mit HiFi-Pipeline
Der erste Eindruck ist, dass die Musik mit der HiFi-Pipeline mehr Energie und Schub hat, zugleich aber auch sanfter ist, weniger eckig und kantig. Der Raum wirkt offener und bietet mehr Volumen. Die Instrumente präsentieren sich intensiver und fülliger, mit mehr Detail, mehr Präzision in der Platzierung und mit einem Plus an Plastizität.
Liegen könnte diese umfassende Detailverbesserung daran, dass die unbeeinträchtigte Energiezufuhr es den Komponenten ermöglicht, direkter und schneller zu arbeiten, insbesondere den 220 V-Komponenten, wie mir kürzlich Arno Selker von ASN sagte.
Die Belohnung dieser Energiezufuhr äußert sich in aller Regel zuerst im Tempo der Signalabsonderung, was auch den Transienten zu Gute kommt. Sie sind nicht bloß als Nebengeräusche der Klangerzeugung interessant, wie beispielsweise bei einem Bogen, der über die Saite einer Geige streicht, sondern auch im Aufbau eines kommenden Klangs. Der Gewinn an Detail sorgt somit für ein umfassendes Plus an Kenntnis des Klanggeschehens über das Hauptgeräusch hinaus, wodurch die Musik lebendiger und in jeder Hinsicht detailreicher spielt.
Kling seltsam? Dann werfen wir doch einfach ein Ohr auf das neue Hörerlebnis:
Die Laute von David Bergmüllers Cicadas, jüngst erschienen auf seinem Debüt Know Thyself, klingt mit spürbarem Bauch. Die Vielfalt des akustischen Gewuschels ist besser aufgelöst und raumfüllender. Zugleich sind die 23 zeitgleich spielenden Instrumente durch den akustischen Zugewinn eindringlicher und zwingender.
Twenty Five Thousand Days von Ian Thomas Album A Life In Song glänzt mit sehr klarer Darstellung auf einer sehr stabilen Bühne. Die Streicher im Hintergrund sind als Gruppe direkt greifbar. Das abwechslungsreiche Klanggeschehen mit dem vielfältigen Wechsel der Instrumente im Orchester bietet mehr Detail und Feinheit in der Darstellung und liefert ein lebendigeres Klangbild.
Die Improvisation des Percussion Ensembles vom AYA Authentic Audio Check ist näher am Hörer. Ihre Rahmen-Basstrommel schwingt wuchtiger aus, die vielen Instrumente sind durchgängig intensiver, lebendiger und greifbarer. Die springenden Kugeln auf der großen Trommel hopsten direkt im Raum und haben bisher noch nie so präsent gewirkt.
Triggered, ein von Progressive Metal untermalter Double-Bass-Drum-Battle von Chris Turner und Thomas Lang auf dem Album Steezy liefert Trommeln mit viel Punch, ist gleichfalls direkter und intensiver, voluminöser und fülliger. Das gesamte Klanggeschehen ist plastischer, die unterschiedlichen Klänge und Positionen der Schlagzeuge sind deutlich auszumachen und die Spreizung der Instrumente wirkt generell weiter.
Der Klang von Mercy Streets, das Peter Gabriel für seine Tochter schrieb und auf So veröffentlichte, ist umfassender durch alle Frequenzen. Auch hier gibt es mehr Details. Die Musik atmet freier, die Bühne ist detaillierter aufgeteilt und die Stimmen von Gabriel und dem Hintergrundsänger ist deutlicher dargestellt. Der Hall assoziiert einen tieferen Raum, währen die Komplexität der Instrumentierung leichter zu durchdringen ist.
In You And Your Friend, zu finden auf dem Dire Straits-Album On Every Street, präsentiert sich die Dobro sehr plastisch blechern. Der Gesamtklang wirkt sehr harmonisch und ausgewogen. Der Bass schwingt warm und füllig, die Rim-Klicks auf der Snare landen hölzern knackig dezent im Hintergrund. Knopflers Gesang platziert sich absolut präzise im Zentrum, Gitarren- und Dobro-Soli finden jenseits ihrer Boxen statt und das Saiten-Schnarren der Dobro ist überraschend klar vernehmbar.
Madame Simone vom Bas Clas-Album Fortune Told zeigt sehr viel Körper, und den sehr solide. Der Hall des Songs ist äußerst plastisch, die Shaker im Hintergrund sind präsenter als bisher. Die Basstrommel gewinnt mit zusätzlichem Fundament, während das Orgel-Vibrato charmant über die Bühne oszilliert, ein bisher nicht so klar erlebtes Phänomen.
Das Intro von McKinley Blacks Titel Hunger vom Album Beggars, Fools and Thieves ist ohne Frage aufgeräumter. Die Gitarren ist betonsolide platziert. Das warmes Timbre in ihrer Stimme war zwar schon vorher da, hat jetzt aber mehr Fundament. Analog hierzu ist Flüstern intimer, mit mehr Feinheit und Detail – besonders gut zu hören bei den Worten Seduction und Lust mit emotional passendem Stimmspiel. Die Rahmen-Basstrommel gleicht einem kleinen Gewitterdonnern, denn sie hat mehr Substanz und Körper.
Der mehrstimmige Einsteig in Nameless von Dominique Fils-Aimés gleichnamigen Album fächert sich feiner auf und trägt als klanglicher Rahmen gefestigter den eigentlichen Gesang. Auch hier findet sich mehr Detail im Ausdruck, der Gesang wirkt substanzieller und hierdurch noch ergreifender.
In Annette Askviks Song Liberty begrüßt das Fender Rhodes die Zuhörer sehr zentriert. Die Echos und die Percussion greifen über die Seiten der Boxen hinaus. Das Klanggefüge ist auch hier gefestigter und stabiler. Das papierne Rauschen nach den Trommelschlägen der ersten Strophe ist klar vernehmbar und Kopfhörern ähnlich, nur dass es mit Volumen den ganzen Hörraum füllt. Der Duo-Gesang im weiteren Verlauf ist gleichberechtigt, die Personen sind greifbarer als bisher. Und das Saxophon glänzt mit einem Plus an Transienten.
Die Gitarre in Your Tomorrow, von Brooke Sharkey auf Wandering Heart veröffentlicht, artikuliert unfehlbar mit Nylon-Saiten, was im Grunde schon bekannt war, jetzt aber erst richtig bewusst wird. Die Stimme der Sängerin erfreut mit viel Detail und ist erfreulich fokussiert. Der Kontrabass tritt körperreich und mit fülligen Frequenzen in das Spiel ein, während im Hintergrund der gedoppelte Gesang deutlicher getrennt und leichter ortbar ist. Auffällig ist das Plus an Transienten, nicht nur bei Gesang. Auch das Becken mit Nieten ist erfreulich früh zu vernehmen, ebenso die Filzschlegel, die es in Schwingungen versetzen. Auch dies ein Kopfhörer-Moment im Hörraum selbst.
HiFi-Pipeline über Kopfhörer
Da Kopfhörer ein Plus an Detail liefern, war es natürlich angebracht, it den Cans zumindest eine Stippvisite in der Playlist zu machen. Der Kurztrip mit Brocksieper EarMax Pro Kopfhörer-Verstärker direkt am DAC und den Beyerdynamic DT 880 mit 600 Ohm am Ohr hat sich gelohnt.
Was zu allererst auffällt, ist auch hier die intensivere Dynamik und Präsenz. Steven Wilson sang Pariah vom Album To The Bone gleichsam direkt in meinem Gehirn, so dicht und intensiv war sein Auftritt, dem Sängerin Ninet Tayeb in nichts nachstand. Und es waren die rauen Charakteristika ihrer Stimme zum Greifen plastisch.
Ein besonderer Ohrenschmaus ist auch – wieder einmal – Liberty von Annett Askvik. Die unglaubliche Vielfalt und Variabilität der Klänge und Klangquellen habe ich so intensiv noch nicht erfahren. Dazu ist ihre Stimme noch feiner, der zweistimmige Gesang noch sauberer definiert, das Saxophon beachtlich vorbeatmet und der Zugewinn an noch nie gehörten Details überraschend groß.
Was bringt eine HiFi-Pipeline tatsächlich?
Die Frage, die sich jeder stellen sollte, bevor er sich in das Abenteuer einer Baustelle in der Wohnung stürzt, ist: Was bringen mir Aufwand und Ausgaben an Wirkung? Die Antwort ist mit Blick auf die HiFi-Pipeline eindeutig: Mehr als gedacht.
Und das, obwohl die Wiedergabe-Qualität meiner Kette in den vergangenen Monaten mehrere Sprünge nach vorn gemacht hat. Einige neue Kabel, der Switch von WLAN auf LAN und der Gleichstromfilter vor der Steckerleiste der Anlagen haben die Klanggüte erheblich verbessert, so dass sich zweifeln ließe, ob ein bisschen schnellerer Strom noch so viel aus den Angeln hebt.
Aber: Die HiFi-Pipeline bringt weiteren Zugewinn. Die Musik hat selbst bei maximal 70 dB mehr Energie und wirkt kräftiger, klarer, detaillierter, natürlicher und in Summe intensiver. Die Bühne ist dabei grundsolide horizontal und das Klanggefüge sehr stabil. Der Gesang wirkt in jedem Stück sehr sauber zentriert, und das auch bei den tendenziell divenhaften Hans Deutsch HD 311 Retro, die es mit dem Zentrum bisher nicht so genau nahmen. Dazu sind die Stimmen nahbarer und emotional zwingender. Sehr schön.
Außerdem ist die dynamische Abstimmung der Instrumente jetzt feiner austariert. Das macht das musikalische Gesamtgefüge ansprechender und zugleich interessanter, denn zusätzlich gibt es eine offenere Bühne mit mehr Raum und einer fülligeren Darstellung, ohne dass die Intensität der Darbietung darunter zu leiden hätte. Dass nebenbei mehr Detail ausgeliefert wird, ist ein weiteres Plus.
Daher denke ich: Wer die Möglichkeit hat, sollte sich den Spaß einer separierten Stromversorgung für seine Kette gönnen. Selbst mit klassischem 1,5 mm²-Installationskupfer, einer Sicherung aus dem Baumarkt und einer soliden Durchschnitts-Steckdose ist bereits ein klanglicher Zugewinn wahrnehmbar. Das habe ich vor Jahren bei einem anderen Hörraum ausprobieren können, weil eine Steckdose im Hörraum – aus welchen Gründen auch immer – separat im Sicherungskasten angeschlossen war. Mit speziell für HiFi-Anwendungen gefertigten Bausteinen potenziert sich dieser positive Effekt allerdings noch, und zwar sehr deutlich.
Produkt-Daten
Informationen zur Sicherung in diesem Artikel: Zu HiFi-Sicherung von Gigawatt
Informationen zur Steckdose in diesem Artikel: HiFi-Steckdose C-Lock SE auf Furutech-Basis
Informationen zum Netzkabel:
- Produkt: Netzkabel
- Hersteller: Jenving Technology AB
- Marke: Supra LoRad
- Modell: Supra LoRad SPC 3 x 2,5 mm² MkII (auch verfügbar: 3 x 1,5 mm² MkII / 3 x 2,5 mm² MkII)
- Besonderheiten: doppelt geschirmt (einzelne Adern + Kabelhülle); Ableitung
- Maße: Meterware, Länge nach Bedarf
- Technische Daten: aus sauerstofffreiem Kupfer, Dielektrikum PP, geschirmt mit zusätzlicher Ableitung
- Preis/m: LoRad 3 x 1,5 mm² MkII 12,90 Euro; 3 x 2,5 mm² MkII 17,90 Euro; SPC 3 x 2,5 mm² MkII 28,90 Euro
- Produkt-Link: Supra Cables Supra LoRad Netzkabel
- Anbieter: GEKO HiFi


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