Antje Weithaas, Camerata Bern – Pēteris Vasks: Concerto No. 2 „In Evening Light“

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Der lettische Komponist Pēteris Vasks ist vermutlich kein gar so geläufiger Repräsentant zeitgenössischer klassischer Musik. Das ist schade, denn beispielsweise sein Concerto No. 2 for Violin and String Orchestra „In Evening Light“ ist ein wunderschönes Gegenstück zur häufigen Suche nach gerade noch erträglicher Atonalität. Eingespielt hat es jetzt die Violinistin Antje Haas zusammen mit dem Kammerorchester Camerata Bern.

Weithaas ist eine der renommiertesten Violinistinnen Deutschlands, aber – falls überhaupt – Primus inter pares in dieser Konstellation, denn die Camerata Bern ist ein Zusammenschluss aus 15 Solisten, die ohne Dirigent und im Stehen auftreten. Das Ensemble ist für sein Spiel schon mehrfach ausgezeichnet worden, ebenso wie Weithaas für das ihre und Vasks für seine Kompositionen. Das steigert die Erwartungen an die gerade erschienene Einspielung deutlich.

Geschrieben hat der inzwischen 78-jährige Pēteris Vasks sein Vasks: Concerto No. 2 for Violin and String Orchestra „In Evening Light“ im Jahr 2020 als Auftragswerk für Violine und Streichorchester. Laut Begleittext hat „das unterschwellige Gefühl von Gelassenheit in diesem Violinkonzert seinen Ursprung in einem Nachdenken über die Natur. Besonders Vogelgesang in Kombination mit religiösem Glauben – er wuchs als Sohn eines Pastors auf – inspirierte Vasks, das Konzert zu komponieren“. Zudem spiegele das Werk die echten chaotischen Erfahrungen des Komponisten wider, die er während seiner von Angst, Zensur und einem Gefühl von Hoffnungslosigkeit geprägten Kindheit in einer lettischen Kleinstadt machte, denn die befand sich, wie Vasks es einmal nannte, im „Völkergefängnis Sowjetunion“.

Während sich beim Hören der Einfluss des Vogelsangs nicht gerade in den Vordergrund drängt, verhält es sich mit dem Grundthema der Beklemmung schon anders. Die fünf Sätze sind von einer sachten Melancholie durchzogen,  die an manchen Stellen eine ähnliche Empfindung transportiert wie die 3. Symphonie des polnischen Komponisten Henryk Górecki. Der gehörte zur polnischen Avantgarde, die Vasks durchaus schätzte.

Vasks Concerto für das Album zu wählen, ist in der Tat gut. Und gleiches gilt für die ausgesprochen fein austarierte Aufnahme. Sie rückt das Ensemble ein wenig in den Hintergrund der Bühne, was den Vorteil hat, dass die betonten und herausgehobenen Momente tatsächlich vor dem Hörer stehen. Zugleich sind die sensiblem Passagen hierdurch von besonderer Zartheit, was gleichfalls den Hörgenuss erhöht. 

Auch formal ist die Aufnahme klanglich sehr gelungen. Solide Bass und Cello-Passagen bilden die Basis für dynamisches Spiel von Violen und Violinen, ohne dass es in den höchsten Passagen in die Ohren beißt. Da macht das Zuhören über Kopfhörer ganz besonderen Spaß.

Mit Vasks: Concerto No. 2 for Violin and String Orchestra „In Evening Light“ ist der Camerata Bern und Antje Weithaas ein wirklich schönes Album gelungen, dass zu Hören viel Freude macht. Schön, dass es so etwas gibt.

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Album-Daten

Interpret: Antje Weithaas, Camerata Bern
Titel: Vasks: Concerto No. 2 for Violin and String Orchestra „In Evening Light“
Genre: Klassik
Label: CAvi-music
Jahr: 2024
Spielzeit: 35:27min
Format: FLAC 96/24
Als Studio Master für 16,50 Euro bei HighResAudio




Abbildungen: CAvi-music

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