Soul and beyond: Joy Crookes – Juniper (Deluxe)

Was für ein charmanter Spaß: Wie von der Hinterbühne, mit einem 50-er Jahre Mikro in der Hand, singt Joy Crookes die ersten Takte von Brave, dem Opener ihres neuen Albums Juniper. Und dann? Ertönt eine Arty synthetische Explosion und Crookes Stimme steht direkt vor einem: Ein paar Sekunden Sprechgesang, bevor die Musik erneut einsetzt, jetzt aber alles wunderbar füllig und nah.
Wer Juniper hören möchte, sollte sich auf einige Überraschungen gefasst machen. Nicht, dass ständig solche Späße in den Titels versteckt wären. Dafür ist die Spannbreite der Genre, die sich in den knapp 45 Minuten Musik finden, nicht ohne: Rap, Funk, Jazz, Soul, Blues – you name it, she does it. Natürlich nicht in Reinkultur, sondern durcheinander gewirbelt, miteinander vermischt, ineinander verwoben.
Juniper, mit einem Zusatzsong namens Fade Your Heart auch als Juniper (Deluxe) zu haben, ist der zweite Longplayer der Britin, deren Mutter aus Bangladesh stammt und deren Vater Ire ist. Das sorgt per se für eine gewisse Spreizung der Lebenseinflüsse, die Crookes auch in ihre Musik einfließen lässt. So gesehen ist Juniper ein unterhaltsames Album, was die Titel immer wieder akustisch illustrieren.
Pass the Salt ist eine Mischung aus Rap und Soul, etwas kantig in der Aufführung, dabei aber vollkommen authentisch und im Kontrast der Gesangstimmen – hier Joy Crookes, dort Vince Staples mit getriebenem Sprechgesang – dynamisch aufgeladen. Im Kontrast hierzu steht Carmen, eine zurückgelehnte Slow-Tempo-Nummer mit Piano, an dem Sir Elton John mitgewirkt hat. Und die nächste Wende folgt prompt, denn Perfect Crime fährt im Kern auf der Soul-Schiene, kann aber Einflüsse aus dem Pop-Regal nicht verheimlichen.
Mathematics dagegen illustriert mit seinem groovy Old-Time-Soul vom Feinsten, warum Joy Crookes immer mal wieder mit Amy Winehouse verglichen wird – wobei dieses Mal Sänger Karo ein paar Takte rappt. House With A Pool gehört in das Fach der klassischen Balladen, mit Herzschlag und flair vorgetragen, als eine weitere Empfehlung zur Winehouse-Nachfolge durchaus geeignet. Bleiben noch sieben Titel für Überraschungen übrig.
Zum unterhaltsamen Charakter des Albums trägt auch die Aufnahme-Qualität. Die Räumlichkeit ist schon ohne Hall bestrickend, die Schallquellen sind mit Übersicht verteilt, gruppiert und ausgemischt, dichte Passagen sind wunderbar aufgeräumt und der audiophile Genuss der Titel ist eine durchgängige Freude, denn auch die Frequenzen sind – britisch fair – sehr schön abgemischt. Es schubst im Bass, wärmt in den Mitten und kitzelt im Diskant, immer in einer sorgfältig austarierten Balance, so dass jedes Stück seinen Charakter ungetrübt ausspielen kann.
Juniper ist ein sehr schönes Album, das ein wunder barer Nachfolger von Joy Crookes Debut Skin 2021 ist und zeigt, in welchem Umfang sich die inzwischen 27-Jährige weiter entwickelt hat: Großartig.
Album-Daten
Interpret: Joy Crookes
Titel: Juniper (Deluxe)
Genre: Soul
Label: Speakerbox Recordings
Jahr: 2025
Spielzeit: 44:51 min
Format: FLAC 44.1/24
Als Studio Master für 15,00 Euro bei HighResAudio
Abbildungen: Speakerbox Recordings


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