Luftnummer: in-akustik NF-104 Micro Air und NF-204 Micro Air

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Dass in-akustik ein Herz für Luft als Dielektrikum hat, ist seit Einführung der AIR-Kabel im Jahr 2015 kein Geheimnis mehr. Der Haken an der Sache: Die Kabel sind sündteuer und die Preisliste ist für viele Interessierten eher eine Verzichtserklärung. Muss nicht so bleiben, dachten sich die Tüftler aus Ballrechten-Dottingen – und präsentieren jetzt die Micro Air Kabel-Serie. Das selbe Prinzip, nur statt mit Ärmchen, Scheiben und anderenWundern auf Distanz gehalten, werden die Signalträger weniger aufwändig unter anderem mit einer Art Netzstrukturmaterial ummantelt. Da weniger Aufwand weniger Preis bedeutet und weniger Preis für viele interessanter sein dürfte, reizt das doch zum Test, dachten wir uns und bekamen die beiden neu vorgestellten Kabel in-akustik NF-104 Micro Air und in-akustik NF-204 Micro Air in der Länge von jeweils 75 cm – einige der ersten, denn sie wurden direkt nach der Zusage für den Test in der hauseigenen Produktion konfektioniert. Vielen Dank, das war fix!

Micro Air… – was ist das?

Wie oben schon angerissen: Bei den Micro Air Kabeln handelt es sich um Kabel, deren Signalträger von einem speziellen Aufbau von Schutzelementen gegen Einstreuungen isoliert wird. Für Luft als Dielektrikum, also als Isolationsmaterial, spricht, dass sie anders als  PVC oder Polyethylen die Kapazität das Kabels reduziert. So lässt sich der Effekt verhindern, dass ein Kabel Signalanteile quasi zwischenspeichert und zeitversetzt wieder abgibt. Daher hat in-akustik vor einigen Jahren die Air-Serie vorgestellt. Sie nutzt mit einem aufwändigen Aufbau eben diese Luft, um Störeinflüsse sehr wirkungsvoll auszugrenzen.  Dieses Prinzip hat in-akustik jetzt miniaturisiert, deshalb auch Micro Air.

 Die in-akustik NF-104 Micro Air und NF-204 Micro Air sind aufwändig mit Luft als Dielektrikum geschirmt Die in-akustik NF-104 Micro Air und NF-204 Micro Air sind aufwändig mit Luft als Dielektrikum geschirmt

Dazu kommen die Signalträger selbst. Sie sind aus hochreinem Kupfer gefertigt und in der von in-akustik so genannten Concentric-Copper Architektur aufgebaut. Die stomführenden Kupferlitzen sind hierbei in einem exakt definierten Schema angeordnet. Das reduziert laut Hersteller unregelmäßige Kontaktstellen zwischen den Drähten, was den Signalfluss harmonisiert und Laufzeitunterschiede minimiert. Als Folge können Impulse  punktgenau wiedergegeben werden und die Rauminformation der Musik bleibt erhalten. Zusätzlich schützt eine dünne Schicht aus Polyethylen  das hochreine Kupfer vor Sauerstoff und damit vor Oxidation.

Verarbeitung und Qualität

Kurz und vorab: Für beide Kabel gilt, was für Kabel von in-akustik meiner Erfahrung nach bisher immer galt – sie sind exzellent.

Die Stecker sind sehr massiv gearbeitet, werden mit den Kabeln lötfrei verbunden, wirken in ihren Aufbau  doppelt geschirmt (was sie aber nicht sind) und sind nebenbei informativ: Sie tragen auf der Seite für die Klangquelle das Logo von in-akustik und ihre Typenbezeichnung, auf der Seite für das Klangziel das Hersteller-Logo und Pfeile, mit denen ihre Laufrichtung indiziert ist.

Die Cinch-Stecker der in-akustik NF-104 Micro Air und NF-204 Micro Air sind doppelt geschirmt und ihre Kontakte rhodiniert

Die Cinch-Stecker der in-akustik NF-104 Micro Air und NF-204 Micro Air sind doppelt geschirmt und ihre Kontakte rhodiniert

Noch eines fiel schnell auf: Die Cinch-Stecker klemmen sich mit solchem Elan an die verfügbaren Cinch-Buchsen, dass man fast schon von verbeißen reden könnte. Das dürfte für eine gute Signalübertragung hilfreich sein.

Die Kabel selber sind relativ flexibel, aber trotzdem formstabil. Soll heißen, schaut man sie sich von der Seite an, führen sie von der Quelle zum Ziel mit einem recht gleichmäßigen, auf die Seite gekippten U. Diese Festigkeit ist vielleicht auch der Grund, warum in-akustik auf einen Knickschutz verzichtet hat. Wobei der sich ehedem bei vielen hochwertigen Kabeln heute nicht mehr findet.

Ein Unterschied zwischen den NF-104 und NF-204 ist ist ihr Durchmesser.Die in-akustik NF-104 sind gerade ienmal 4 mm dick, während die NF-204 mit einer Stärke von 7 mm aufwarten.

Eine weitere Unterscheid besteht im inneren Aufbau der Kabel. Die NF-104 Micro Air sind klassische koaxial verdrahtet, wohingegen die NF-204 Micro Air eine symmetrische Architektur aufweisen, die noch besser gegen Einstreuungen schützen soll.

Für den Test hat in-akustik die neuen Kabel mit 75 cm Länge zur Verfügung gestellt. Dies ist das kürzeste Maß, das von der Stange bestellt werden kann. Weitere Standardlängen sind 1 Meter und 1,5 Meter. Da die Kabel in der hauseigenen Manufaktur konfektioniert werden, sind neben diesen Standardmaßen aber auch individuelle Abmessungen verfügbar. Details hierzu gibt es beim Hersteller.

DAC, Verstärker + in-akustik NF-104 Micro Air

Unser Kabel-Test folgt dem klassischen Schema – erstmal die Kleinsten und erst das Übliche: Vom DAC zum Verstärker verlegen und die Playlist starten. Und höre da:

in-akustik NF-104 Micro Air am Verstärker-Eingang

in-akustik NF-104 Micro Air am Verstärker-Eingang

Die in-Akustik NF-104 Micro Air sind gütige Klang-Vermittler. Das Menuetto. Allegro molto e vivace, der dritte Satz aus Beethovens 1. Symphonie, präsentiert sich in der Einspielung der Dresdener Philharmoniker unter Michael Sanderling spielfreudig, wohlklingend und warm. Das ist insofern eine Überraschung, als die Kette hier tendenziell analytisch und kühl mit Klängen umgeht.

Das andere, das sofort auffällt, ist die gute Sortierung der Klangquellen. Peter Gabriel besingt seine Mercy Streets deutlich vor der Band und auch in der Ausrichtung zwischen oben und unten ist eine geglückte Zuordnung zu konstatieren. Diese klare Dreidimensionalität der Rauminformationen ist nicht immer der Fall, wenn hier Kabel aufspielen.

Wo wir gerade schon in der U-Ecke sind, darf gleich Michael Romero sein Oblivion intonieren. Es haut druckvoll aus den Membranen und marschiert sehr munter. Auch in neutraler Poti-Stellung ist schon ein wahrnehmbares Bassfundament gelegt, auch wenn es nicht haufenweise Kellertiefe in den Raum schaufelt. Dafür ist die Darstellung sehr differenziert, was bei der zum Teil sehr dichten Performance beeindruckt.

Zum Thema Niederfrequenz konsultieren wir am besten gleich noch Louka. Ihre Dominosteine verstecken ein paar opulente Tiefbässe, die gehörig nachschwingen können. Sie stellen sich allerdings erst jenseits einer Lautstärke von 90 dB ein. Diese Zurückhaltung ist bisher bei jedem Kabel aufgetreten, solange das Basspoti nicht nachregelt. Darf es mitspielen, haut auch die Bassdrum mit Wucht und Fülle um sich, und das, ohne dem übrigen Klangbild zu schaden. Charmant.

Um die Detailfragen darf sich wieder Brooke Sharkey kümmern, denn die vielen Vokalspielchen ihres Your Tomorrow können allerlei Schludrigkeit entlarven. Die in-akustik NF-104 Micro Air leisten sich aber keine Schwäche: Atemgeräusche, Stimmzittern, Modulationen, heiseres Anklingen – da wird nichts verschwiegen. Zugleich klingen Kontrabass und Gitarre authentisch und sind auf der Clubbühne auch vom Standort glaubhaft präsentiert. Prima.

Noch was vergessen? Ian Thomas und seine Twenty Five Thousand Days vom Album A Life In A Song könnten wir noch anspielen. Die vielen fließenden Übergänge zwischen den Instrumenten und Insrumentegruppen der Prager Philharmoniker, mit denen Thomas das Album eingespielt hat, können schließlich so ihre Tücken haben. Indes rollen die NF-104 einen geschmeidigen Klangteppich aus und lassen in der Musik versinken, was zur Folge hatte, dass ich vorübergehend vergaß, dass hier Kabel getestet werden sollen.

Das Zwischenfazit zu den NF-104 ist eindeutig: Ein neutral-warmes und sehr schön aufgeräumt klingendes Kabel, das zwar überraschend dünn aus seinem Stecker stakt, aber trotzdem recht füllig abliefert. Das Resultat ist ein sehr entspannter Hörgenuss.

DAC, Verstärker + in-akustik NF-204 Micro Air

Im zweiten Test dürfen die in-Akustik NF-204 Micro Air den Platz ihrer niedriger nummerierten Brüder einnehmen. Verbessern sie den Klang? Verändern sie ihn? Und falls ja, wohin?

Die NF-204 Micro Air dürfen ebenfalls vorspielen

Die NF-204 Micro Air dürfen ebenfalls vorspielen

Auffällig ist als allererstes: Die NF-204 sind lauter! Denn bei identischer Einstellung der Ausgabegeräte spielt das gerade gestoppten Stück – der 3. Satz Menuetto aus Beethovens 1. Symphonie von den Dresdner Philharmonikern – hörbar bestimmter auf. Dabei ist die Klangfülle weiter gegeben, die Ordnung bewährt vorhanden und der Klang? Etwas klarer und schärfer, mit leichten Abstrichen in Bässen und Wärme.

Und auffällig ist auch der sehr klare und fein ausdefinierte Klang. Der 2. Satz des Violinkonzerts von Mozart in der Einspielung der TrondheimSolistene mit Marianen Thorsen ist großartig gestaffelt und leicht durchhörbar. Dazu sind Violine und Orchester in ihren dynamischen Höhen und Niederungen prima dargestellt.

Ob sich die Kabel als Dampfhammer eignen, beantwortet Michel Romero mit einem klareren „Nein!“ Oblivion vom Album War of the World Pt. 1 feuert zwar mächtig los, die parallelen Bassdrum- und Gitarrenläufe wirken aber dokumentarisch und kraftlos. Sonst ist die Darstellung allerdings tadellos – sollte jemand mit Tiefen überfütterte Klanggebilde im Hörraum rumwabern haben, könnten die NF-204 durchaus ein Lösungsvorschlag sein.

Die Sachlichkeit der NF-204 bekommt der Regen am Beginn des Doors-Klassikers Riders On The Storm zu spüren. Er assoziiert eher das Bild knisternder Plastikfolie denn das von zerplatschenden Tropfen, wobei zu ihre Verteidigung anzumerken wäre, dass das Klangphänomen eh eine Spezialität ist, die man besser mit Kopfhörern ausforscht. Im übrigen kommt das 70-er Jahre Flair des Doors-Stückes sehr authentisch aus dem Lautsprechern.

Und wie tief ist die Bühne? Udo Lindenberg gibt Auskunft mit Cello von seinem Life-Album MTV-Unplugged Doppelzimmer-Edition. Offen, in der Tat, schön aufgefächert und klanglich fein ausdifferenziert, wenn auch die Höhen eine Spur scharf durch die Luft schneiden.

Was sagt der erste Querschnitt? Generell wirken die NF-204 sachlich orientiert, nicht kühl, eher aufgeräumt und ordentlich, was bei der hiesigen kühlen Kette nicht zwingend ein Zugewinn ist. Generell sorgen die Kable aber für ein authentisches, luftiges und offenes Klangbild.

Kopfhörertest – Präludium

Um den Kabeln noch etwas tiefer auf den Zahl zu hören, sollen sie auch mit Kopfhörern zeigen, was sie können. Doch der Test der in-akustik NF-104 Micro Air und ihrer Brüder, den in-akustik NF-204 Micro Air, mit dem Elektrostaten Koss-Kopfhörer ESP 950 gestaltete sich aber etwas aufwändiger als gedacht. Der Grund:

Die Stecker, die in-akustik verwendet, messen 14 mm im Durchmesser. Die Cinch-Buchen des Koss-Verstärkers E90, der die Elektrostaten antreibt, sind durch eine Rückwand abgedeckt. Und deren Öffnungen ist für die Kabel aus dem Koss-Lieferumfang gemacht, nämlich für Billigkabel mit Mini-Billigsteckern – macht ab Werk kaum 10 mm Durchmesser.

Das Problem hatten wir bereits früher , doch die damals auf 11 mm geweiteten Öffnungen sind für die in-Akustik Stecker noch immer viel zu schmal. Es hilft also nichts: Noch einmal Gehäuse-Rückwand abschrauben, die Öffnungen weiter auffräsen, die Gehäuse-Rückwand wieder anschrauben. Keine halbe Stunde später ist die Durchreiche weit genug. Ein lohnender Aufwand?

Koss Kopfhörer + in-akustik NF-104 Micro Air

Die Öffnung ist weit genug, nun könnten wir also die Kabel testen. Um die aktuelle Referenz zum Vergleich im Ohr zu haben, höre ich allerdings noch einmal die Playliste mit den bisherigen Verbindungsgebern, den Straightwire Musicable II mit Hicon-Steckern – durch. Vertraut detailreich, musikalisch, authentisch und gut. Werden die neuen in-akustik Micro Air etwas verändern? Und wenn ja, was und wohin – zum besseren, schlechteren, anderen? Dann wollen wir mal umstecken.

Augen auf: Die Micro Air-Kabel sind laufrichtungsgebunden

Augen auf: Die Micro Air-Kabel sind laufrichtungsgebunden

Zuerst dürfen die in-akustik NF-104 Micro-Air vorklingen. Schon die ersten Takte von Ian Thomas Twenty Five Thousand Days wirken deutlich wärmer als bisher. Auch Brooke Sharkey haucht ihr Your Tomorrow mit wärmender Timbre an die Ohren, ohne dass Detail beispielsweise in der Percussion verloren ginge. Woran könnte das liegen?

Michael Romero gibt mir Oblivion einen Teil der Antwort: Untere Mitten. Sie sind präsenter als bisher, hörbar bei den Bassdrum-Wirbeln, die eine Spur rundlicher an die Trommelfelle rollen, wenn auch nicht phett – das ist schlicht nicht das Spielfeld der Elektrostaten. Dafür aber anderes – Ordnung und Räumlichkeit wären da zu nennen.

Marianne Thorsen & TrondheimSolistene intonieren zum Beweis erneut das Rondeau aus Mozarts Violinenkonzert in G-Dur KV 216 in einer MQA-Aufnahme. Das Ergebnis: Weiterhin windelweiche Klänge, ausgebreitet in einer harmonisch organisierten Kammer, an deren Eingangstür der geneigte Zuhörer aufs Beste mit klassischen Klängen versorgt wird. Zugleich bieten die Streicher in den unteren Lagen einen butterweichen Anstrich mit leichtem Druck – ein feines Dynamikspiel.

Auf großer Bühne gestaltet sich das Klangbild analog: Das Menuetto. Allegro molto e vivace, der dritte Satz aus Beethovens 1. Symphonie, nimmt sich in der Einspielung der Dresdener Philharmoniker unter Michael Sanderling zwar räumlich etwas in den Hintergrund, aber nur, damit der Klangkörper auch ausreichend Fläche findet, sich zu präsentieren. Denn die Streicher fächern sich mustergültig auf, lassen die Bläser aus der zweiten Reihe vorspielen, selbst die leisen Paukenschläge sind präzise zähl- wie ortbar – das ist ohne Frage authentischer Wohlklang.

Auch der zweite Satz Denn alles Fleisch, es ist wie Gras aus Brahms Deutschem Requiem, eingespielt von LSO und LSC unter Valery Gergiev und Simon Halsey, setzt die Liste der positiven Überraschungen fort. Nicht allein, dass die Bühne weit, aufgeräumt und authentisch ist oder dass sich Chor und Orchester auf breiten Brettern apart durchsortieren, dynamisch auftreten und selbst in lauten Passagen klar ortbar bleiben, auch das Klangbild an sich ist harmonischer. Insbesondere die s-Laute sind sanfter, was bei der britischen Interpretation des deutschen Idioms äußerst angenehm ist. Aber auch sonst: Viel Freude bis an die Gänsehaut.

Als Überraschungsgast pfeffert Louka plötzlich ihre Dominosteine ins Spiel. Sie hatte der Zufallsgenerator als nächstes eingeschoben, und was ebenfalls schob waren die Bässe der Aufnahme, die allerdings auch explizit wuchtig und bis in unterirdische Regionen gemischt sind. Das verschweigen die Elektrostaten in der Regel. Jetzt jedoch nicht. Auch wenn die Bässe nicht mit massigem Körper herumschwappen, sind sie doch wahrnehmbar und runden die Aufnahme, die sonst mit den ESP 950 nicht so viel Freude macht, schön nach unten ab. Das ist mal eine nette Entdeckung.

Koss Kopfhörer + in-akustik NF-204 Micro Air

Zum Glück verwenden die in-akustik NF-204 Micro Air die selbe Sorte Stecker wie ihre schlanken Brüder, daher entfallen für den Kabelwechsel weitere Fräsarbeiten und es gibt schon nach Sekunden wieder was auf die Ohren. Alles besser?

Wie man es nimmt. Die NF-204 Micro Air klingen deutlich anders als ihre schlanken Geschwister. Sie sind kühler, analytischer und – unausgewogen? Nö. Der erste Anlauf, zeigt sich schnell, war auch ein Fehllauf, denn was ich übergangen hatte war, dass die Kabel ja eine Laufrichtung haben. Und eines war falsch herum eingesteckt. Bezahlt hat das prompt  die Ausgewogenheit.

Nach dem Richtungswechsel zeigen die NF-204 ein anderes Gesicht: Klarer, sachlicher, aber durchaus musikalisch. Cassandra Wilson begrüßt den Herzschmerz von Good Morning Heartache in einem etwas kühl-kahlen Raum, aber die Band spielt groß auf, ist prima lokalisierbar und auf Fläche definiert ausgefächert. Auch das Frequenzspektrum ist ausgewogen bis in die Tiefen hinein.

Die vielschichtige Instrumentierung von Ian Thomas‘ Twenty Five Thousand Days ist perfekt ausdifferenziert, seine Stimme natürlich und nah, die Streicher wuschelweich, die Bläser gleichfalls sanft intoniert, während die Chimes schmeichelnd ins Ohr branden, ohne eine Spur zu klimpern, zu klappern oder zu schnattern.

Leyla von Eric Clapton startet mit Verve, ohne das die Elektrogitarre nervig spitz in den Gehörgang sticht. Die Drums sind pappetrocken und definiert, und selbst in dynamischen Passagen verwischt nichts. Michael Romero pumpt Oblivion gefettet aus dem Kopfhörer, bleibt dabei aber vorbildlich transparent. Bass, Gitarre und Drums verschmelzen zu einer überzeugenden Heavy-Melange, deren einziger Abstrich der reduzierte Wumms ist – Elektrostaten bollern halt nicht.

Michael Sonderling und die Dresdner Philharmoniker präsentieren den 3. Satz aus Beethovens 1. Symphonie spritzig, dynamisch und füllig – die NF-204 Micro Air Kabel reichen es authentisch und mit charmantem Klang an die Koss ESP 950 weiter. Desgleichen die MQA-Aufnahme des 3. Satzes aus Mozarts Violinkonzert in G-Dur. Marianne Thorsen und die TrondheimSolistene präsentieren ihn mit erfreulicher Transparenz und fiepsfrei auch in den hohen Passagen. Wer es liebt, genau hinzuhören und präzise beliefert zu werden, wird an dieser Kabel-Kopfhörer-Kombination viel Freude haben.

Reihenschaltung

So. Kabel zwischen DAC und Verstärker getestet. Kabel zwischen Verstärker und Kopfhörer-Verstärker getestet. Was noch bleibt? Kabel mit beidem zusammen zu testen, also vom DAC über den Verstärker zum Kopfhörer-Verstärker.

Reihenschaltung absteigend

In der ersten Kombination fangen wir mit den NF-204 Micro Air für die DAC-Amp-Connection und die NF-104 Micro Air für die Verbindung vom Amp zum Headphone-Amp an. Um den Text nicht vollständig überborden zu lassen, nur eine Kurzzusammenfassung:

Schön.

Ok, das war dann doch etwas knapp. Unmittelbar fällt auf, dass der Klang sehr entspannt ist. Beispielsweise klingt Mercy Streets von Peter Gabriel klarer und durchsichtiger, der Hall schallt in entnebeltem Raum. Das detailsatte Your Tomorrow von Brooke Sharkey liefert präzise ziseliert, wobei der dicke Bassbauch ein bisschen auf Diät gesetzt ist. Bass weg? Auch Louka sagt „Ja“, als ihre Dominosteine lospoltern – der Tiefbass ist mattiert. Allerdings: Stimmen sind durchweg wunderbar, wie überhaupt alle natürlich Klangquellen, gut zu hören auch bei Nameless von Dominique Fills-Aimé.

Was sich allerdings nach einigen Tagen auch zeigt: Die Kabel sind Frischware. Soll heißen, sie spielen sich noch ein wenig ein, was den Klang dann weiter verbessert. Das bringt ein leichtes Plus im Klang-Boden, grundsatte Basswellen werden es aber trotzdem nicht. Mit einer tendenziell kühlen Kette ist diese Kombination also eher etwas für Freunde authentischer Akustik-Darbietungen aus Klassik, Vocal, Folk und Jazz.

Reihenschaltung aufsteigend

Und was passiert, wenn wir das ganze umdrehen? Die NF-104 vom DAC zum Verstärker und die NF-204 als Zuleitung vom Amp zu den Kopfhörern?

Der Klang ist weiterhin groß und sehr gut, nur der Schwerpunkt ist ein anderer. Die Bühne ist verrückt, und zwar etwas nach hinten. Dominique Fills-Aimé, die gerade noch von Angesicht zu Angesicht sang, scheint einen Schritt vom Hörer weg getreten zu sein. Die Dominosteine von Louka tragen jetzt etwas verhaltener auf, und auch Brooke Sharkeys Your Tomorrow ist von der Atmosphäre etwas weniger intim, liegt stattdessen zur Beobachtung unter dem akustischen Mikroskop.

Das ist in Summe weniger ausgewogen als gerade noch und lässt den Hörer mit gemischten Gefühlen zurück – und mit der Frage, wie es wäre, wenn die Zuführung ausschließlich mit den NF-104 Micro Air geschähe, die sich an der hiesigen Kette in Summe deutlich besser schlagen.

Fazit

Mit den neuen Kabeln NF-104 Micro Air und NF-204 Micro Air hat in-akustik seine Air-Technologie in bezahlbare Preisregionen transferiert. Das ist per se mal klasse. Dazu sind die Kabel wertig gearbeitet und klingen sehr gut. Natürlich zeigen sie leicht differente Charaktere:

Während das NF-104 Micro Air im Klang eher warm und voll scheint, legt das NF-204 Micro Air seinen Fokus auf Klarheit und Präzision. Was nicht heißen soll, dass das NF-104 nicht klar und präzise wäre, es ist nur auch noch etwas wärmer. Woran es liegt?

Schwer zu sagen. Vielleicht liegt es an der eher analytisch-kühlen Kette, die der eine Klangcharakter noch eine Spur mehr in die längst vorhandene Richtung treibt, während der andere Klangcharakter etwas ausgewogener wirkt? Gut möglich.

In jedem Fall ist das NF-104 insbesondere in Verbindung mit dem elektrostatischen Kopfhörer Koss ESP 950 nebst Verstärker E90 eine positive Überraschung und schlägt sich auch sonst prima.

Das NF-204 als großer Bruder geht das ganze ruhiger an, wobei sich beide Kabel in Sachen dynamischer Abbildung und Raumfülle nichts nehmen – sie sind in jedem Fall einen Versuch wert. Und damit auch das Geld, das sie kosten.

Produkt-Daten

Produkt: Kabel
Hersteller: in-akustik
Modell: NF-104 Micro Air, NF-204 Micro Air
Besonderheit: Luft als Dielektrikum, rhodinierte und doppelt geschirmte Stecker
Maße: 0,4 x 75 cm / 0,7 x 75 cm
Preis NF-104: ab 225,00 Euro
Preis NF-204: ab 280,00 Euro
Hersteller-Website: in-akustik




Abbildungen: in-akustik; HighResMac

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