Raumakustik 2 – Lautsprecher aufstellen

hrm_logo_15x50Wenn es schlecht klingt, ist der Raum der Bösewicht. Zumindest hat er gute Chancen, durch sein passives Wirken die Musik akustisch zu würgen. So in etwa ist die Essenz aus Teil 1 unserer Serie zu Raumakustik. In Teil 2 werfen wir ein Auge auf die Lautsprecher-Aufstellung. (Das geworfene Ohr folgt in Teil 3.)

Symmetrie und Sweet Spot

Er ist der Heilige Gral der Lautsprecher-Aufsteller: der Sweet Spot. Jener Platz im Raum, an dem sich Wohlklang und Klangfülle zu einem überirdischen Glück bündeln sollen, mehr oder weniger. Zu erreichen ist er durch pure Symmetrie, in diesem Fall durch ein gleichseitiges Dreieck, bei dem der Abstand zwischen den Lautsprechern dem Abstand zum Ohr des Zuhörers entspricht. Bebildert sieht das so genannte Akustische Dreieck dann so aus:

Beim akustischen Dreieck entspricht der Abstand zwischen den Lautsprechern dem Abstand jedes einzelnen Lautsprechers zum Zuhörer

Beim akustischen Dreieck entspricht der Abstand zwischen den Lautsprechern dem Abstand jedes einzelnen Lautsprechers zum Zuhörer

 




So ein Dreieck ist theoretisch ganz einfach – wären da nicht die kleinen und großen Fallstricke, die als Diktat der Akustik gleichfalls mitspielen wollen, bevor ein Ton über die Membranen zittert. Vor allem der Abstand der Lautsprecher zur Wand ist nicht ohne Wirkung:

Auf Abstand

Stehen Lautsprecher zu dicht an einer Wand oder anderen reflektierenden Fläche, kann sich das negativ auf das Hörbild auswirken. Denn bei zu geringem Abstand reflektiert der Schall zu schnell von den Wänden, kommt also mit zu wenig Verzögerung gegenüber dem Signal der Lautsprecher zum Ohr. Hierdurch wird es für das Hirn zu schwierig, den Raumklang auszufiltern und das Klangbild wird unscharf, breiig und unangenehm.

Die Praxis sieht mindestens vier Zollstockglieder als notwendig an – das sind 80 Zentimeter Minimum zu Seitenwand. Analog verhält es sich zur Rückwand des Raums.

Aber Vorsicht – um eine ausgewogene Bassverteilung zu erreichen, ist es ratsam, den Abstand der Lautsprecher zu Boden, Seiten- und Rückwand nicht identisch zu wählen, denn das könnte Frequenzen verstärken und aufschaukeln – quasi eine Resonanzkatastrophe im Kleinen.

Konkret kann das zum Beispiel heißen: 80 Zentimeter zur Seitenwand, 90 cm zur Rückwand und bei Regalboxen oder Boxen auf Ständern 75 oder 85 Zentimeter vom Fußboden entfernt. Da Standboxen von sich aus geerdet sind, entfällt bei Ihnen die dritte Dimension.

Lautsprecher-Rechner

Der Lautsprecher-Rechner von Dr. Jörg Hunecke gibt vielfältig Auskunft zu Position, akustischer Wirkung und auch akustischen Dämmpfoptionen

Der Lautsprecher-Rechner von Dr. Jörg Hunecke gibt vielfältig Auskunft zu Position, akustischer Wirkung und auch akustischen Dämmpfoptionen

Ein interessantes Helferlein ist der Lautsprecher-Rechner von Dr. Jörg Hunecke. Mit ihm – dem Rechner – lassen sich leicht die Effekte darstellen, die sich ergeben, wenn die Plätze der Lautsprecher variieren. Und das auf den eigenen Raum bezogen, denn der Lautsprecher-Rechner lässt sich mit individuellen Werten füttern: Zum einen, was Länge, Breite und Höhe des Raums betrifft. Und auch, was die Ausstattung mit Möbeln, Gardinen, Teppichen und Regalflächen angeht. Und natürlich auch die Lautsprecher selbst.

Gleiches gilt für die Lautsprecher. Auch für ihre Darstellung im Raum gibt es diverse KombinationsMöglichkeiten. Angeboten werden Front-, Center- und Rear-Speaker sowie vier Ebenen für Subwoofer, und jeder Lautsprecher-Typ kann über Auswahlfelder wiederum feiner definiert werden, zum Beispiel als Standlautsprecher, 2 x 165 mm Tieftöner, Bassreflexöffnung vorn.

Damit nicht genug, lassen sich die Lautsprecher per Maus sogar in der Raumdarstellung verschieben und das Programm zeigt zeitgleich an, welche Abstände sie zu Seiten- und Rückwand haben. Ebenso lässt sich der Zuhörer im Raum bewegen, und zwar im Abstand zu den Lautsprechern, aber auch in der Höhe, so dass ein tiefer Sitz ebenso darstellbar ist wie ein stehender Mensch.

Jede Änderung der Parameter hat zugleich eine Änderung in der farbigen Raumdarstellung zur Folge, so dass sich ein theoretisch am besten geeigneter Ort leicht am Rechner lokalisieren lässt. Wie auch die optimale Ohrhöhe. Die Faustregel folgt hierbei der Natur: je grüner, desto besser.

Lieber näher oder weiter weg? Lieber höher oder tiefer sitzen? Der Lautsprecher-Rechner gibt auch hierzu Auskunft.

Lieber näher oder weiter weg? Lieber höher oder tiefer sitzen? Der Lautsprecher-Rechner gibt auch hierzu Auskunft.

Dämpfeffekte

Der Zweck des Lautsprecher-Rechners ist allerdings ein anderer: Er soll helfen, die passenden Absorber von Axifoam und Fastaudio auszuwählen, um im Frequenzbereich zwischen 63 und 8000 Hertz einen möglichst ausgewogenen, linearen Frequenzgang zu erzielen. Auch hierzu gibt es animierte Grafiken, in diesem Fall Kurven, die Nachhallzeiten mit und ohne Absorber anzeigen.

Schade, dass die Absorber so kostenintensiv sind: Beispielsweise kostet eine Tiefbass absorbierende Plano Stahlpatte weiß zwischen 1600 und 1700 Euro, ein Bassabsorber Super Piu liegt bei 350 Euro, und zwei Quadratmeter Walltraps, die sich Bässen bis Mitten annehmen, liegen bei 1200 Euro.

Wobei in den meisten Hörräumen nicht mit einem der Elemente das Problem schon gelöst wäre. Wer es gerne luftig und offen hat, mit Parkett und wenig Teppich, Gardinen vor den Fenster ablehnt, seine Räume spärlich möbliert und auf Lederpolstern Platz nimmt landet mit den Absorbern schnell bei derart beeindruckenden Summen, dass sich hiervon das Einrichtungskonzept auch anders und vermutlich ansehnlicher modifizieren ließe.

Zwischenfazit

Wir wussten schon, wie unser Raum tickt und hallt, jetzt wissen wir auch, was unsere Lautsprecher und unsere Sitzposition darin anrichten können. Mit soviel IT-gestützter Theorie im Gepäck ist es Zeit für etwas Praxis-Gebastel – Teil 3 zum Thema Raumakustik: Lautsprecher aufstellen in der Praxis.



Quellen:

Dieser Artikel nutzt Informationen von FL-Elektronik und von Dr. Jörg Hunecke.


Abbildungen: HighResMac; Screenshots mit Material von Dr. Jörg Hunecke

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