Verbindungs-Frage: Klingt LAN besser als WLAN?

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Viele aktuelle Computer haben keinen Ethernet-Port mehr, also einen Anschluss für Netzwerkkabel. WLAN ist daher das neue Maß der Dinge – schnell, stabil und der Nutzer bleibt mobil. Doch WLAN hat auch Schattenseiten: Stabil scheint es wegen seiner hohen Übertragungsgeschwindigkeit. Trotzdem ist es störanfällig – wenn auch in Mikrodosen. Reicht das, damit HiFi suboptimal klingt, wenn ein Netzwerkplayer oder ein Computer als Schallgeber kabellos mit FLAC, ALAC oder WAV versorgt werden?

 

In der Theorie ist alles safe

Eigentlich sollte das alles doch ganz unkompliziert sein. Die Musik ist in 0 und 1 übersetzt, jede Menge dieser Ja-Nein-Ziffern fliegen funkgetragen durch die Luft von einer Antenne zur anderen, die Antennen sind nah beieinander und aus den Lautsprechern kommt Klang, der qualitativ hochwertig wirkt. Soweit die Theorie.

Die gelebte Praxis zeigt: Ganz falsch scheint das nicht zu sein. Seit ich meine Kette minimalisiert habe, reicht das NAS per Kabel seine Datenpakete an den Router, der über Funk den Mac mit Dateien versorgt, die dieser dann in Audirvana speist, das für den guten Klang sorgt.

Gänzlich perfekt scheint es aber letztlich doch nicht zu sein, denn manchmal läuft es nicht ganz so konstant gut. Dann zittert der Ton einen Moment, es flattert die Balance für den Bruchteil einer Sekunde, der Fokus zittert kurz oder das selbe Stück in Endlosschleife gespielt wirkt in jedem Durchgang ein bisschen anders. Warum das so ist?

 

Die WLAN-Problematik

Mit Blick auf seine Architektur hat WLAN das Zeug zum Problemkind. Zum einen sind die Frequenzen, die WLAN nutzt, inzwischen reich bevölkert. Das zeigt zum Beispiel ein Blick in die Übersicht meines Routers: Am Mittwoch-Abend vor dieser Veröffentlichung waren 171 (sic!) Netzwerke in Betrieb, die sich auf 32 verfügbare Kanäle verteilen. Das Maximum sind 14 Netzwerke auf einem Kanal im 2,4 GHz-Band, das Minimum sind 3 Netzwerke auf einem Kanal im 5 GHz-Band.

 

Das 2,4 GHz Band des WLANs ist mit 114 Netzen gepackt voll

Das 2,4 GHz Band des WLANs ist mit insgesamt 114 Funknetzwerken auf 13 verfügbaren Kanälen gepackt voll.

 

Mit zu bedenken ist ferner, dass Nachbarschaften von Frequenzen zusätzlich für Störungen sorgen können, weshalb im Idealfall ein Netzwerk auf einem Kanal arbeitet, dessen direkte Nachbarn nicht belegt sind. In einem städtischen Wohngebiet oszilliert dieser Wunsch zwischen Traum und Illusion.

 

Das 5 GHz Band des WLANs ist mit 52 Funknetzwerken, verteilt auf 16 von 19 möglichen Kanälen, ebenfalls ausreichend beschäftigt.

Das 5 GHz Band des WLANs ist mit 52 Funknetzwerken, verteilt auf 16 von 19 möglichen Kanälen, ebenfalls ausreichend beschäftigt.

 

Weiteren Einfluss können Anwendungen haben, die ebenfalls im Mikrowellenspektrum funken, selbst wenn deren Frequenzen deutlich tiefer liegen. Dazu gehören Mobilfunk und das freie 868 MHz-Netz, das für Hausautomation oder Protokolle wie Zigbee, KNX oder BACnet in der Industrie genutzt wird – um ein paar Beispiele zu nennen.

Es ist also viel los in der Welt der Mikrowellen, und das kann zu Beeinträchtigungen des eigenen Mikrowellen-Funksignals führen – es können also Datenpakete auf ihrem Weg über die Luftschnittstelle verloren gehen. Ob und in welchem Umfang das der Fall ist, würde der Vergleich mit einem Kabel zeigen, das allerdings gut geschirmt sein muss, damit es nicht als Antenne fungiert und selber eifrig Elektrosmog einfängt.

 

Aufbau von HiFi-LAN-Kabeln

Netzwerk- oder auch LAN-Kabel sollen insbesondere zwei Anforderungen erfüllen: schnellen Datentransport und Schutz vor Signalstörungen. Um das leisten zu können, ist ihr Strang signalführender Drähte mit einem feinen Metallnetz umwunden, so dass mögliche Störeinflüsterungen durch elektromagnetische Wellen – vulgo Mikrowellen oder Elektrosmog – wirkungsvoll von den relevanten Signalen ferngehalten werden. Noch besser ist es, wenn auch die RJ-45-Stecker dieser Netzwerk-Kabel mit Metall ummantelt sind, denn das erweitert den Funkschutz zusätzlich und nachweislich.

 

Stecker mit vergoldetem Vollschirm und paarweise geschirmte Signalkabel sorgen für störungsfreie Daten-Kommunikation – Bild: Geko-Hifi/Jenving Technology AB

Stecker mit vergoldetem Vollschirm und paarweise geschirmte Signalkabel sorgen für störungsfreie Daten-Kommunikation – Bild: Geko-Hifi/Jenving Technology AB

 

Um ausprobieren zu können, ob das bewährte LAN dem populären WLAN tatsächlich überlegen ist, mussten Kabel her. Stefan Eisenhardt von Gecko-Hifi war so nett, mir zwei entsprechende Kabel zur Verfügung zu stellen – er sei selber neugierig, ließ er mich wissen. Die beiden Netzwerk-Kabel sind

  • ein Supra Cables Cat 8 Patch Cable in 5m für die Verbindung von Router und Mac,
  • ein Supra Cables Cat 8 Patch Cable in 2m für die Verbindung von Router und NAS.

Beide Kabel reichen die Daten mit 40 Gbps bei einer Bandbreite von 2000 MHz weiter. Das ist die vierfache Geschwindigkeit von Cat 6-Kabeln und neben HighRes-Audio auch für 4K- und 8K-Ultra HD Video-Streaming oder schnellen E-Sport geeignet. Für ein Plus an Störfestigkeit sind sie doppelt geschirmt, zum einen durch eine Aluminium-Polyester-Ummantelung der einzelnen Drähte und natürlich durch ein dünnes Kupferdraht-Netz rund um das Drahtpaket. Außerdem ist das Kabel frei von Halogenen, was der Gesundheit zu Gute kommt.

 

Situation vor Ort

Bisher war es mit nicht möglich, den Mac als Signalgeber für die Kette per Kabel mit einem Router zu verbinden. Dieses war vor allem dem Umstand geschuldet, dass es nicht Wunsch der Mitbewohner war, dass ich Wände durchbreche, um ein Kabel vom Router zum Computer verlegen zu können.

 

Die hellblauen Netzwerk-Kabel verbinden Mac und DAC mit dem Router.

Die hellblauen Netzwerk-Kabel verbinden Mac und DAC mit dem Router.

 

Diese Sachzwänge haben sich mit dem jüngsten Wohnungswechsel erledigt – die FritzBox ist im selben Raum wie die Anlage und zudem auf der selben Seite des Raums. Es braucht also bloß ein Kabel von 5 Metern, um das eine Gerät um ein Regal herum mit dem anderen zu verbinden. Und ein weiteres Kabel von 2 Metern Länge könnte das NAS mit dem Router verbinden.  

 

Vorgehen

Um ein gutes Bild möglicher Veränderungen zu erhalten, ließ ich die Kette tagsüber spielen. Sie durfte mich bei der Arbeit an einer Pipeline bei Laune halten. (Ich lege zur Zeit einer Stromleitung direkt vom Zählerkasten an die HiFi-Anlage. Hierzu folgt in Kürze ein Erfahrungsbericht sowohl mit Blick auf die Umsetzung als auch bezogen auf den Effekt.)

Als Hardware-Komponenten durften an der Hörsession am Abend ein Cambridge Audio DAC Magic Plus, als Verstärker ein Yamaha A–S1000 und als Boxen ein Paar Triangle Comete Ex mit Bi-Wiring teilnehmen. Die Lautstärke beim Abspielen hatte in der Spitze 81 dB, der Durchschnitt lag bei 62 dB – das ist die obere Grenze von Zimmerlautstärke. Das Vorgehen war dreiteilig:

  1. Zuerst habe ich die Liste der Teststücke per WLAN-Verbindung abgehört. Wie das klingt, lässt sich im jüngst veröffentlichen Test des ASN LA_TERRAZZA Racks nachlesen, daher spare ich hier den beschreibenden Absatz aus.
  2. Anschließend wurde das WLAN am Rechner ausgeschaltet, das Cat-Kabel mit Router und Computer verbunden und die Playlist erneut abgespielt.
  3. Im dritten Step folgte die Anbindung des NAS an den Router mit einem dedizierten HiFi-Cat-Kabel.

Das Ergebnis der Versuchsreihe?

 

Höreindruck mit HiFi-LAN-Kabeln

Ich gebe offen zu, die ersten Minuten der LAN-Kabel-Versorgung saß ich im Sessel und hörte Musik. Soweit nichts neues. Waren der Aufwand und die Leihstellung unnötig und die Vermutung einer Signalstörung beim WLAN simpler Mumpitz?

 

Kabelgebundenes Netzwerk – einfach nur Mumpitz für den Musikgenuss?

Kabelgebundenes Netzwerk – einfach nur Mumpitz für den Musikgenuss?

 

Nun steht der Song, der lief, nicht gerade im Verdacht, den HiFi-Enthusiasten intellektuell und exploratorisch beschäftigen zu wollen. How 2 Get Away With Murder der britischen Rockband South Arcade ist eine Vorwärts-gehts-Nummer, die vor allem auf Spaß und Power zielt. In der letzten Bridge hat das Stück allerdings, wie auf einem YouTube-Short gut zu hören ist, nach den ersten drei Takten jeweils einen Soundeffekt – das Piepsen beim ferngesteuerten Öffnen einer Autotür, ein Reifenquietschen und etwas, das klingt wie ein davonbrausendes Motorrad. Bei der Wiedergabe über WLAN habe ich diesen dritten Soundeffekt nicht bemerkt, weder über Lautsprecher noch über Kopfhörer (ich hatte gezielt darauf geachtet, weil ich die Idee lustig finde). Aber dann war er plötzlich im Hörraum. Moment. In der Wiedergabe noch mal 10 Sekunden zurückgesprungen und kontrolliert. Und höre da, das Geräusch kam verlässlich erneut vorbei. Folge des LAN-Kabels? Wechseln wir zu den vertrauten Test-Tracks.

Hier zeigten sich beim ersten Hördurchlauf vornehmlich Verbesserungen im Detail. McKinley Black flüstert zum Ende von Hunger ihres Albums Beggars, Fools and Thieves mit feinen Tonkurven, die mir bisher entgangen waren. Die Dobro in You And Your Friend vom Dire Straits Album On Every Street zeigte sich blecherner und grimmiger, als bisher wahrgenommen. 

Nach einer Weile allerdings bemerkte ich, das ich durchgängig entspannter hörte. Ich war gelassen und unangestrengt aufmerksam, so als würde ich schon wissen, dass noch etwas Gutes kommt und es mir so präsentiert würde, dass ich es nicht verfehlen kann. Die Ursache war mir zuerst nicht klar, aber dann umso deutlicher:

Die Musik war vom ersten Ton an und durchgängig sehr hochqualitativ. Beim gezielten Hören nach Details, die mir als Marker für die Wiedergabequalität dienen, musste ich mich bei keinem der Stücke anstrengen oder konzentrieren. Die Marker wurden wie selbstverständlich serviert, und manchmal gab’s ein Sahnehäubchen obendrauf. 

Was ebenfalls langsam einsickerte, war die höhere Präsenz der Akteure, die teilweise so deutlich wahrnehmbar waren, dass es schon fast ein sensorisches Erlebnis war, quasi als treten die Sänger und Sängerinnen persönlich im Hörraum auf. Das war im ersten Moment etwas creepy, dann aber ziemlich klasse.

Was ich noch schreiben könnte, wäre die aufgeräumtere Bühne, die erhöhte Transparenz, die noch weiter getriebene Fokussierung und anderes mehr, was sich dann wie aus der Kramkiste der HiFi-Worthülsen läse. Womit wir bei einem Kerndilemma der Berichterstattung wären: Die Verbesserungen gibt es tatsächlich, und zwar in Bezug auf das, was vorher war, was wiederum gegenüber dem vorher-vorher verbessert war. Damit wird es schwierig, eine als wahrhaftig empfundene Beschreibung der Verbesserung zu finden, weil sich das tatsächliche Ende der Fahnenstange in der Zukunft aufhält, und die hat die Eigenschaft, erst im Rückblick greifbar zu werden. 

 

Netter Nebeneffekt

Was als kleiner Nebeneffekt zu beobachten war, ist ein Geschwindigkeitszuwachs, und zwar bei der Fernsteuerung von Audirvana per Smartphone-App. Das Smartphone ist zwar weiterhin per WLAN mit dem Netzwerk verbunden, allerdings eben auch nur noch das Smartphone. Und jede Eingabe dort wurde auf dem Computer deutlich zügiger quittiert und umgesetzt.

Die Anbindung des NAS mittels Cat-Kabel an die Fritz-Box brachte zwar akustisch keinen Zugewinn, unterstützte dafür aber den Tempo-Gewinn der Bedienung und der Geschwindigkeit, in der ein ausgewähltes Stück zur Verfügung stand. Lag die Ladezeit für ein neues Stück bisher bei 5 bis 6 Sekunden, war es nun in rund 3 Sekunde ans Ohr. Das ist prompte Lieferung und lässt darauf schließen, dass der Anschluss des Rechners per Kabel die Datenkommunikation tatsächlich zu beschleunigen scheint, und dass die Cat-8-Kabel deutlich schneller sind als das, was im Standard den Netzwerk-Geräten beiliegt.

Bei der tatsächlichen Wiedergabe ist das Thema Beschleunigung der Kommunikation allerdings zu vernachlässigen, weil der digitale Player die Dateien puffert und somit nicht stetig frisch nachlädt, sondern aus seinem eigenen Speicher abspielt. Doch auch Komfort ist ein valides Argument für kleine Ausgaben mit großer Wirkung.

 

Kleiner Erklärungsversuch

Ohne Frage verbessert der Anschluss des wiedergebenden Rechners und – falls vorhanden – eines NAS per HiFi-Cat-Kabel am Router die Wiedergabe. Doch warum ist das so?

Ich bin weder Physiker noch Esoteriker, aber zwei Aspekte kommen mir vor dem Hintergrund zahlreicher Gespräche und verschiedener Lektüre in den Sinn:

  1.  Neben dem Plus an Tempo beim Datentransfer dürfte eine Rolle spielen, dass ein sorgfältig geschirmtes Kabel aus Reinkupfer gegen Störeinflüsse von außen weitaus besser geschützt ist als eine Funkverbindung in einem Frequenzband voller Großstadtverkehr. Es ist zu vermuten, dass es per Luftschnittstelle nicht alle Nullen und Einsen vom Router zum Rechner schaffen und damit die Signalgüte bzw. die Qualität der Ursprungsdatei bei Ankunft am Ziel mal mehr, mal weniger kompromittiert ist. Das würde einiges der neuen Klarheit erklären, die ohne Frage mit den Kabeln zu hören war, und auch den Eindruck durchgängig hoher Wiedergabegüte begründen, da die Datenbasis nicht dann und wann erratisch gewürfelt scheint, sondern konsequent in voller Qualität geliefert wird.
  2. Ebenfalls eine Rolle spielen könnte der Faktor Mensch. WLAN ist eine Funktechnologie aus der Gruppe der besonders beäugten Elektrosmog-Frequenzen. Diese wirken auf dem Köper – und auf das Gehirn. Wird durch die Verwendung des Cat-Kabels eine Funkquelle in unmittelbarer Nähe des Nutzers ausgeschaltet, nimmt damit der Funkverkehr im Raum deutlich ab. Möglicherweise wird hierdurch die Wahrnehmung des akustischen Geschehens einfacher, so dass die technisch bessere Signalgüte auf einen kognitiv empfänglicheren Hörapparat trifft. Eine Win-Win-Situation sozusagen.

Genau erklären, aus welchen Gründen sich mit Netzwerk-Kabeln die Darbietung aus der Konserve so viel mehr nach lebendigen Interpreten mitten im Raum an hört und auch anfühlt, kann ich leider nicht. Dass sie es tun, kann ich aber mit Sicherheit bestätigen. Der einzige Wermutstropfen ist – wie oben schon geschrieben: Viele aktuelle Computer haben keinen Ethernet-Port mehr. 

 

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Produkt-Daten

  • Produkt: Netzwerkkabel (Cat-Kabel)
  • Hersteller: Jenving Technology AB
  • Marke: Supra Cables
  • Modell: Cat 8 Patch Cable (2m + 5m)
  • Besonderheiten: doppelt geschirmt (Einzelne Adren und Kabelhülle); Stecker geschirmt und vergoldet
  • Maße: 2m / 5m Länge
  • Technische Daten: 4×1,6 mm Kabel, kreuzverschaltet, aus sauerstofffreiem 5N Kupfer, Dielektrikum PP, minimiertes Skin-Effekt, vergoldete Terminals
  • Preis: 69,00 Euro (2m), 99,00 Euro (5m); weitere Längen erhältlich
  • Produkt-Link: Supra Cables Cat 8 Patch Cable
  • Anbieter: GEKO HiFi

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