Jaakko Luoma, Tapiola Sinfonietta, Janne Nisonen – Bassoon Concertos
Das Fagott gehört zweifelsfrei zu den Instrumenten, die viel zu unbekannt sind. Dabei hat das Doppelrohrblatt mit seinem Tonumfang zwischen Tenor und Bass einen sehr angenehm warmen Klang und ist zu allerhand Überraschungen fähig. Zum Glück gibt es Kompositionen für Orchester und Solo-Fagott, die dem Instrument zu seinem Recht verhelfen. Vier von diesen haben die Tapiola Sinfoniette und Fagottist Jaakko Luoma unter der Leitung von Janne Nisonen jetzt auf dem Album Crusell, Du Puy, Berwald & Brendler: Bassoon Concertos eingespielt.
Was die Auswahl eint, ist, dass alle vier Werke für den selben Fagottisten geschrieben wurden: Den in Deutschland geborenen und in Schweden zu Erfolg gelangten Frans Carl Preumayr, der von 1782 bis 1853 lebte. Damit ist die musikalische Grundausrichtung gleichfalls bestimmt – die nordische Romantik. Und die ist, wie sich zeigt, vielfältig und charmant.
Eröffnet wird das Album mit dem Bassoon Concert in B-flat major, das der Finne Bernhard Henrik Crussell 1829 komponierte. Crussell, nebenbei der Schwiegervater Preumayrs, fährt in seinen vier Sätzen opulent auf, versteht es aber zugleich, das Fagott mit seinen Stärken gekonnt in Szene zu setzen, sei es in Solopassagen, sei es im Zwiegespräch it anderen führenden Instrumenten, sei es einbezogen in das orchestrale Geschehen. Das ist ein schöner Auftakt für das Doppelrohrblatt.
In teilweisem Gegensatz hierzu steht das selten zu hörende Fagottkonzert in C moll des Schweizers Édouard Du Poy, das dieser um 1812 geschrieben haben dürfte. Es ist feiner, lyrischer und auch deutlich dynamischer als Crussells Tonfolge. Und Du Puy fordert den Solisten immer wieder mit allerhand geschwinden Läufen. Andererseits finden sich geradezu verspielte Passagen, beispielsweise im dritten Satz. Orchester und Fagottist Jaakko Luoma gehen hierauf in bewundernswert sensibler Weise ein und machen die Komposition zu einem akustischen Genuss ersten Ranges.
Franz Berwald, Schwedens berühmtester Komponisten der Romantik, darf sein Konzertstück in F Dur, Op. 2 von 1827 beisteuern. Für gut 11 Minuten stellt er das Fagott klar in den Mittelpunkt des musikalischen Geschehens und lässt es vom Orchester gekonnt in Szene setzen.
Mit dem abschließenden Divertissiment in Bes Dur des fast vergessenen deutschen Eduard Brendler schließt das Album seine gut 70-minütige Hommage an das Fagott. Die Komposition entspricht zweifelsfrei ihrer Wortbedeutung als angenehmer Zeitvertreib. Die geschmackvolle Notation mit ihrem musikalisch fein austariertem Klanggewebe ist in ihrem ruhigen wie erhabenen Fluss ein klug gewählter Abschluss einer ereignisreichen Präsentation dessen, was ein Fagott musikalisch zu leisten vermag.
Crusell, Du Puy, Berwald & Brendler: Bassoon Concertos ist ein vielfältiges und musikalisch sehr anspruchsvolles Album, das dem Fagott in verdienter Weise Tribut zollt. Wer das Instrument mag, wird in der Einspielung von Jaakko Luoma, der Tapiola Sinfonietta und Janne Nisonen einen Edelstein des Klanggenusses finden. Wer es noch nicht (so gut) kennt, sollte in jedem Fall hinein hören. Es lohnt sich.
Album-Daten
Interpret: Jaakko Luoma, Tapiola Sinfonietta & Janne Nisonen
Titel: Crusell, Du Puy, Berwald & Brendler: Bassoon Concertos
Genre: Klassik
Label: Odine
Jahr: 2025
Spielzeit: 1.08:52 min
Format: FLAC 96/24
Als Studio Master für 16,50 Euro bei HighResAudio
Abbildungen: Odine
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