Gekonnt: Snarky Puppy – Immigrance

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Nicht, dass ich ein ausgemachter Fan von YouTube wäre, aber manchmal schubst einen die Vorschlag-Liste beim Mäandern durchs Web auf nette Sachen. Zum Beispiel auf Snarky Puppy und deren jüngstes Album Immigrance.

Snarky Puppy – was übrigens sowie wie scharfzüngiger Welpe bedeutet – besteht seit 2004 und wurde von Bassist Michael League ursprünglich als Spaßband von ein paar Kumpels gegründet. Der Welpe verließ aber schnell das Körbchen und entwickelte ein interessantes Eigenleben. Weil?

Das besondere an der Combo ist, dass sie aus etwa 25 Mitgliedern besteht (wie Wikipedia mitteilt). Das etwa liegt daran, dass Bassist League offen für interessierte Kollegen ist und daher die Zusammenstellung der Gruppe ständig variiert. Unter anderem gehörten oder gehören  dazu Drummer Jason „JT“ Thomas, der schon mit Marcus Miller spielte, und Cory Henry an den Keyboards, der schon für Quincy Jones in die Tasten griff.

Immigrance – ein Kunstwort mit Bezug zu Einwanderung – ist das inzwischen zwölfte Album der Jazz-Fusion-Rock-Combo aus Denton in Texas. Auf ihm versammeln sich acht Songs, die sich allesamt um das Thema fließen bewegen, um die stetige Bewegung aller überall, was jeden jederzeit zu einer Art Immigrant macht.

Tatsächlich fließt Immigrance, wenn auch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Träge und etwas zäh eröffnet Chonks den Fluss, bevor Bigly Strictly für 7:37 Minuten das Ruder und damit den ersten Teilabschnitt mit Tempo übernimmt.

Coven reduziert die Schlagzahl wieder und schafft mit dunklem Kolorit und gedämpften Bläsern eine nächtliche und entspannte Atmosphäre. Mit Bling Bling plätschern Snarky Puppy durch die hippe Smoothjazz-Abteilung, nicht ohne hier und da eine ironische Durftmarke zu hinterlassen.

Xavi schwenkt in die Latin-Ecke ab und bringt mit Querflöte, Percussion und passender Rhythmik neuen Pulsschlag, bis ein Gitarrenbreak das große Besteck auspackt, soll heißen, das Gesamtensemble aktiviert und die Musik druckvoll aus den Boxen spült.

Das kürzeste Stück While We’re Young tollt für 2.41 Minuten nahezu unschuldig aus den Lautsprechern, bevor Bad Kids On The Back die nächsten fast sechs Minuten mit giftigen Stakkato-Bläsern und funkig-harten Rhythmen in die Ohren nagelt.

Ist der Großteil der Stücke eher an vertrautem West-Sound orientiert, überrascht Even Us mit Klängen, die anderen Kontinenten entlehnt sind, womit sich der eigentliche Bogen von Immigrance schließt.

Schön an Immigrance ist, dass Snarky Puppy den meisten Stücken Zeit einräumt. So können sich Themen entfalten, Soli austoben und Stimmungen ergreifen.

Schön an Immigrance ist auch, dass die Aufnahme trotz der teilweise üppigen Besetzung weitgehend aufgeräumt und gut sortiert bleibt. Hierdurch teilt sich der Fluss der Klänge in einzelne Wellen, Ströme, Wirbel, deren Geflecht sicht- und hörbar bleibt, was Klangfreunde zu schätzen wissen.

Also: Mal ein Ohr reinwerfen, zumal Amazon die CD derzeit für unter 7 Euro anbietet – statt der sonst geforderten 17 Euro!


Album-Daten

Interpret: Snarky Puppy
Titel: Immigrance
Genre: Jazz
Label: GroundUP Music
Jahr: 2019
Spielzeit: 54:22 min
Als CD mit AIFF 44,1/16 für 6,38 Euro bei Amazon

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