Alles Gute: Estonian Festival Orchestra & Paavo Järvi – Arvo Pärt: Credo

Cover: Alpha Classics

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In wenigen Tagen, am 11. September, wird der estnische Komponist Arvo Pärt 90 Jahre alt. Ein guter Grund, ihm zu gratulieren, dachte sich das Estonian Festival Orchestra unter dem estnischen Dirigenten Paavo Järvi, und hat ein Album mit bekannten und weniger bekannten Stücken ihres Landsmanns bei Alpha Classics eingespielt: Arvo Pärt: Credo.

Fast eine Stunde und 15 Minuten halten die estnischen Musiker mit den von ihnen ausgewählten zehn Stücken den Zuhörer im Bann. Dass zum Auftakt La Sidone gewählt wurde, ist gewiss kein Zufall: Die Komposition mit ihrem schlichten, ruhigen Auftritt lädt ein, zu entspannen, und fordert gleichzeitig Aufmerksamkeit ein. Das schärft die Sinne für das, was folgt. Und das ist Fratres in der Version für Streichorchester und Percussion.  

Fratres gehört zu den bekanntesten Werken Pärts und ist tausendfach gehört. Dennoch ist diese Darbietung anders. Järvi und Orchester verleihen den Noten eine überraschende Intimität und damit zugleich Intensität, die unter die Haut geht – Musik als Erlebnis. Oder als Einkehr und Meditation?

Pärts Werk ist religös geprägt, das darf man nicht vergessen. In Credo singt der Chor sogar von „Jesu Christu“, bevor Bachs erster Satz des Wohltemperierten Klaviers zitiert wird – die Einspielung ist auch eine Zeitreise durch das Werk von Pärt, und Credo stammt aus seiner Phase der Collgagen-Technik, mit der sich der Este in den 1960-er Jahren am Moskauer Konservatorium eine Weile beschäftigte. Dass es dann ganz anders kam, wissen wir inzwischen.

Das musikalische Ensemble, zu dem neben dem Estonian Festival Orchestra auch der Estonian National Male Choir, der Ellerhein Girls‘ Choir, Ellerhein Alumni Choir und Pianist Kalle Randalu gehören, gibt den Kompositionen klanglich Fülle und erstaunliches Volumen. Dazu gibt es ihnen noch etwas weiteres, etwas, das Pärt selber einmal für das Spiel seiner Werke reklamierte: Liebe zu den Noten.

Auch diese Zugewandtheit, Offenheit und das sich Einlassen auf die Musik lässt sich in vielen Passagen der Aufnahme heraushören. Sie transportiert die Könnerschaft des Klangkörpers exquisit ans Ohr – selbst (oder besonders?) da, wo, wie in Credo ab Minute 6, Chöre, Pianist und Orchester das musische Drama bis zu einer wahren Klangexplosion zunehmend maximieren.

Dass sich so etwas aus den Bits- und Bytes entschlüsseln lässt, ist nicht zuletzt der exzellenten Produktion von Arvo Pärt: Credo zu verdanken. Die tiefe und weite Bühne, die präzise Positionierung der Musiker, die fein abgestimmte Abmischung und die perfekt kontrollierte Dynamik sorgen für klare, stets transparente Struktur und ein durchgehend fesselndes Erlebnis.

Arvo Pärt: Credo ist eine erstklassige Einspielung, mit der das Estonian Festival Orchestra, Paavo Järvi und Alpha Classic den Jubilar beschenken, denn sie schaffen es, Pärts Kompositionen akustisch zu beflügeln. Alles Gute!

 

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Album-Daten

Interpret: Estonian Festival Orchestra & Paavo Järvi
Titel: Arvo Pärt: Credo
Genre: Klassik
Label: Alpha Classics
Jahr: 2025
Spielzeit: 1.14:07 min
Format: FLAC 48/24
Als Studio Master für 16,50 Euro bei HighResAudio

Abbildungen: Alpha Classics

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