Hydraulisch: GigaWatt Sicherungs-Automat G-C20A
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Vor einigen Wochen habe ich von Hörgenuss für Audiophile eine Wandsteckdose zum Test bekommen, zusammen mit einem weiteren Spielzeug, wie ich es nannte: einem Sicherungsautomaten, und zwar einem hydraulisch-magnetischen. Anbieter ist wie bei der Steckdose der polnische Audio-Spezialist Gigawatt.
Allgemeines
Wie bei der Steckdose ist Gigawatt nicht der Hersteller des Produkts. Der Sicherungs-Automat wird von Carling Technologies in den USA produziert. Anders als bei der Steckdose hat Gigawatt den Sicherungsautomaten aber nicht einfach verfeinert, sondern lässt ihn gleich nach eigenen Vorgaben fertigen. Die Staaten als Werkbank für Polen – Donald Trump hätte seine helle Freude daran.
Der Sicherungs-Automat verrät auf seinem Label, dass er ein Audio Grade Circuit Breaker ist, also ein audiophiles Produkt, da er nicht plump-mechanisch arbeitet, sondern hydraulisch-magnetisch. Hierzu ist zum einen eine Spule verbaut, die abhängig vom Stromdurchfluss ein Magnetfeld aufbaut.
Zudem bewegt sich der Kern der Spule in einem nicht-magnetischen Röhrchen, das mit einer speziellen, ölartigen Flüssigkeit gefüllt ist, so Gigawatt. Dieses Flüssigkeit kann unterschiedliche Dichten annehmen, wodurch sich die Auslöse-Charakteristik der Sicherung präzise steuern lässt.
Ist der vorgegebene Grenzwert überschritten, löst die Sicherung aus, wobei sie dieses bei 20 Ampere etwas später tut als die zumeist verbauten 16 Ampere Sicherungen. Das ist sinnig, denn Audio-Gerät geht ja gerne mal in die Vollen, ohne dass gleich Alarm besteht.
Das sonstige Innenleben ist laut Gigawatt aus solidem, dicken Kupferdraht gefertigt, so dass in allen Lebenslagen guter Stromfluss zu erwarten ist. Wir werden sehen (resp. hören)…
Lieferumfang
Der Gigawatt Sicherungs-Automat G-C20A kommt in einer unprätentiös mattschwarzen Pappschachtel. Auf ihr informiert ein schlichter weißer Aufkleber über den Inhalt. Der besteht aus der Sicherung in einem Luftblasen-Beutel und einem kurzen Beipackzettel, der die technischen Daten mit einer Montageanweisung vereint. Die ist knapp und in Englisch, aber da im Sicherungskasten eh kein Laie schrauben sollte, ist dieser Aspekt zu vernachlässigen.
Qualität und Verarbeitung
Der Gigawatt Sicherungsautomat G-C20A ist höher als die Standard-Automaten, wiegt mehr als diese (leider habe ich vergessen, ihn auszuwiegen), ist schwarz statt wie hier üblich weiß und sein Schalter ist rot statt wie hier üblich schwarz.
Das Gehäuse wirkt sehr stabil und wertig und erinnert in seinem Glanz ein wenig an Bakelit., ist aber aus Kunstharz gefertigt. Die Schrauben für den Kontaktschluss sind massiv und bewegen ebenso massive Platten gegen ein Widerlager, so dass die Kabel solide verklemmt werden.
Der Schnapp-Verschluss für die Montage auf der Hutschiene des Sicherungskastens ist kräftig, die Feder, die ihn hält, ist das ebenso. Für die Montage ist daher ein mittlere Schraubendreher nötig – ein Phasenprüfer ist mit dem Job überfordert.
Anwendung
Der Sicherungsautomat von Gigawatt ist ganz klassisch für die Montage auf einer Schiene gedacht, und da passt er auch prima hin in meinem Sicherungskasten. Allerdings sind die Automaten hier nicht mit Kupferdrähten untereinander verbunden, sondern mittels einer durchgehenden Kupferschiene. Das hat Folgen:
Der neue Automat muss an den Anfang der Sicherungsreihe, und damit muss auch das weiter führende Kabel der Steckdose im Hörraum aus der Mitte der Automaten-Reihe an den Anfang – was wegen des Verkabelung im Sicherungskasten bedeutet: von links kommend noch weiter nach rechts.
Zum Glück reicht das Kabel, so dass der Gigawatt-Automat jetzt Sicherung #8 in Leserichtung ist, mit Blick auf die Anschlusssituation aber Sicherung #1. Da hat der Zufall offenbar ganz im Interesse des Klangs agiert.
Wirkung
Die Wirkung des Sicherungs-Automaten von Gigawatt lässt sich nicht bestreiten. Tatsächlich scheint er mit Stromfluss nicht zu geizen – in jedem Fall spielen die Komponenten hörbar sensibler und zugleich kräftiger auf.
Insbesondere die Basswiedergabe profitiert auf den ersten Ohr-Blick von der neuen Strom-Situation. Er kommt mit mehr Fülle aus den Lautsprechern und bleibt dennoch drahtig gespannt. Das Klangbild insgesamt wirkt leichtfüßiger, feinpoliert und klarer.
Auch die Bühne profitiert: Sie gewinnt an Tiefe, Breite und Volumen und die Position der Klangquellen wirkt noch einmal nachjustiert und sicherer verortet.
Wenn dann der Mut gewinnt und die Lautstärke in Richtung Schmerzgrenze pegelt, fällt auf, dass auch bei hohem Schalldruck die Klarheit nichts einbüßt. Die Musik bleibt weiter sehr gut ausdifferenziert, nur eben lauter.
Die Dobro im Auftakt von Dire Straits You And Your Friend aus dem Album On Every Street scheppert zum lieb haben blechern aus den Kirschholz furnierten Standboxen. Mark Knopfler singt exakt aus der Mitte der Bühne und tritt dabei etwas näher an den Zuhörer heran, während sich die Band im Hintergrund ordentlicher aufstellt.
Richard Gallianos Jazz Musett ist entspannt munter zu genießen, das Akkordeon spricht so fix an, dass es an einigen Stellen quasi bellt, und die akustische Gitarre spielt so wirklich auf, dass es überrascht, dass auch da noch Luft nach oben ist.
Die Marimba auf dem jüngsten Album Bach Solo Works for Marimba von Kuniko klingt beim Präludium Nr. 1 C-Dur des Wohltemperierten Klaviers im positiven Sinne sehr hölzern, also realistisch. Und die tiefen Töne erklingen noch etwas weiter in den Frequenzkeller hinab, als ehedem schon. Auch hier stecken offenbar noch unentdeckte Details.
Marianne Torsen und die Tronheim Solistene präsentieren den ersten Satz von Mozarts Violinenkonzert in D-Dur KV 218 sehr filigran und strukturiert. Das Streicher-Ensemble ist fein aufgefächert und mit noch schönerer Räumlichkeit präsentiert. Auch hier fällt auf, wie natürlich die Geigen klingen, und das liegt gewiss nicht allein an MQA, womit das Album Mozart codiert ist – es ist die Strom-Situation, die ganz offenbar dem natürlichen Klangbild hilft.
Die neutrale Instanz
Auch bei diesem Test muss natürlich die neutrale Instanz auf den Sweetspot gesetzt werden. Dieses Mal sogar ohne Einleitung. Einfach hingesetzt, als sie zufällig vorbeikam, Musik gestartet, ein bisschen gewartet und gefragt:
„Wie findest du den Klang?“ – „Klingt offener, weiter. Die Sänger sind näher bei mir und das Schlagzeug weiter hinten als kürzlich, kann das sein?“ – Kann es. Aber da war noch mehr. – „Ich finde auch, der Klang wirkt noch runder – und ich verstehe die Sänger besser.“ – Kleine Pause. – „Hast du was verändert?“
Statt einer Inspektion der Anlage ging es aus dem Hörraum in den Flur zum Sicherungskasten, begleitet von irritierten Blicken natürlich. Als der Zeigefinger auf den schwarzen Automaten deutete, war die Reaktion spontan: „Das ist nicht dein Ernst?“ Und als ich bejahte, dass es durchaus dieser Sicherungsautomat sei, ebenso spontan: „Du bist doch verrückt!“, begleite von einem anerkennend-frechen Grinsen.
Fazit
Der GigaWatt Sicherungs-Automat G-C20A ist ein erstaunliches Tuning-Element, denn für 70 Euro bietet er eine Klangverbesserung, die in Transistoren und Magneten mit einem Vielfachen seines Preises zu begleichen wäre – und seine Leichtigkeit, Offenheit und Natürlichkeit wären wohl trotzdem nicht so opulent zu haben. Ganz ohne Frage bewirkt der Automat in dem Test-Setup für besseren Stromfluss und höhere Leistungstoleranz, die auch Uneingeweihte sofort wahrnehmen.
Produkt-Daten
Produkt: Sicherungs-Automat
Hersteller: Gigawatt
Modell: G-C20A Circuit Breaker
Besonderheit: hydraulisch-magnetischer Auslösemechanismus, massive Kupferleiter
Max. Spannung: 250 Volt
Netz-Frequenz: 50/60 Hertz
Nenn-Strom: 20 Ampere
Kurzschluss-Strom: 1500 Ampere
Polzahl: 1-polig
Montage: Hutschiene
Maße: 10 x 5 x 2 cm
Preis: 70,00 Euro
Importeur: Hörgenuss für Audiophile
Abbildungen: BMG
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