Klang-Spirale: Netzkabel in-akustik AC-1204 AIR
Strom ist ein leidiges Thema. Nie hat er 50 Hz, wenn er aus der Leitung kommt, er ist digital verschmutzt und von Netzteilen verseucht. Und was ihn von der Steckdose an die Geräte führt, ist das nächste Drama. Weil das so ist, geraten Stromkabel als ein mögliches Nadelör immer wieder in den Fokus der Ohren-Jünger. So wie jetzt das brandneue Netzkabel in-akustik AC-1204 AIR in meinen Fokus geraten ist.
Allgemeines
Mit dem AC-1204 AIR will in-akustik die Lücke zwischen der Standardstrippe aus dem Lieferumfang diverser Geräte und dem bereits im Markt bekannten in-akustik AC-2404 AIR schließen. Mit ihm teilt sich das neue Netzkabel in der AIR-Familie einige Details des Aufbaus:
Durch speziell entwickelte Clips werden die einzelnen Adern auf einem fest definierten Abstand gehalten. Die durch den Abstand entstehenden Lufträume wirken hierbei wie ein Dielektrikum und reduzieren Leistungsverluste auf ein Minimum. Das, so in-akustik, verbessere die elektrischen Parameter gravierend.
Zugleich nutzt in-akustik einen sogenannte Multicore-Aufbau, es werden also für Phase und Nullleiter je zwei Leitungen über Kreuz geführt. Das führt zu einer Überlappung und somit Kompensation der Magnetfelder um die einzelnen Adern herum. Je nach Anzahl der Adern reduziert dies die Leitungsinduktivität deutlich und der Skin-Effekt durch steile Stromflanken bei hohen Frequenzen ist deutlich hörbar reduziert.
Darüber hinaus wird durch die zweifachen Leitungen für Plus und Nullleiter der nutzbare Leiterquerschnitt effektiv erweitert, spart aber zugleich die negativen Effekte dicker Kabel aus.
Ein dichtes Abschirmgeflecht aus Kupfer ist gegen Oxidation verzinnt und schützt benachbarte Kabel und Komponenten vor den im Stromkabel entstehenden Störungen. Und all das ist wiederum in einem Kunststoff-Netzschlauch überzogen, der seinerseits vor alltäglicher mechanischer Beanspruchung schützt.
Lieferumfang
Das in-akustik AC-1204 AIR kommt in einem mattschwarzen Karton mit einer Deckelprägung, der die Kantenlängen 33×33 cm und eine Höhe von 8,5 cm hat. In dieser Box liegt das Kabel mit Stoffhüllen über Stecker und Buchse zwischen zwei Schaumstoffschichten eingerollt.
Außerdem im Lieferumfang enthalten sind ein Hersteller-Zertifikat, ein Garantieschein, eine Bedienungsanleitung und – ganz Wichtig – eine Warnung, das Kabel bloß nicht zu belasten, sei es mit Gewichten oder mit einem Tritt. Das ist eingedenk des filigranen Aufbaus gewiss ein sinniger Hinweis, denn die meisten Kabel sind weitaus größere Robustelchen.
Technische Parameter
Das in-akustik AC-1204 AIR hat seinen luftigen Beinamen, weil es einen so genannten Air-Helix-Aufbau hat. Mit dem Ziel, Luft als Dielektrikum zu nutzen, werden die vier Kupferleiter mit einem Gesamtquerschnitt von 2×1,5mm² sowie der Schutzleiter der Schutzklasse 1 über spezielle Kunstoffelemente auf Distanz gehalten. Als weitere Abschirmung dient ein dichtes Geflecht aus Kupfer, das zum Schutz vor Oxidation verzinnt ist.
Alle Kabel nebst ihrem Schuko-Stecker und den jeweiligen Kaltgeräte-Buchsen werden von in-akustik einer Hochspannungs-Prüfung unterzogen und erhalten danach ihre Seriennummer und ein Zertifikat. Zugelassen sind sie für Spannungen bis 250 Volt Wechselstrom und eine Stromstärke von 10 Ampere bei der C13-Kupplung respektive 16 Ampere bei der C19-Kupplung. Der zulässige Temperaturbereich liegt zwischen 0° und 40° Celsius.
Konfektioniert werden die in-akustik AC-1204 AIR in fünf Standardlängen, gegen Aufpreis kann sich der Kunde sein Kabel auch in anderen Abmessungen konfektionieren lassen. Die fünf Standardlängen sind:
- 1 Meter
- 1,5 Meter
- 2 Meter
- 3 Meter
- 4 Meter
Wählen kann der Kunde auch bei der Bestückung der in-akustik AC-1204 AIR mit ihren Buchsen. Hier werden zwei Varianten angeboten:
Damit stellt das Kabel für eine ganze Reihe von Geräten und Aufstellsituationen eine mögliche Lösung dar. Wenn es denn akustische Vorteile aufweist. Bevor wir das herausfinden, noch ein paar Worte zu den äußeren Werten.
Qualität und Verarbeitung
Wer in-akustik kennt, der weiß, das für die Breisgauer überall dort, wo das Label „gut“ nicht passt, das Label „sehr gut“ angebracht werden kann. Das ist beim AC-1240 AIR nicht anders. Der Schuko-Stecker wirkt sehr solide, die C13-Buchse handelsüblich, aber robust.
Das Kabel in der Mitte macht gleichfalls einen überzeugenden Eindruck: Es kommt mit Geflecht schlank aus den jeweiligen Enden von Stecker und Buchse, passiert eine Metallhülse und trägt seine Adern danach auf die Kunstoffträger gebettet in luftiger Höhe. Nicht allein der Sprung von 1 cm auf 1,5 cm Durchmesser hilft hier zu überzeugen, auch die Haptik ist über jeden Zweifel erhaben:
Trotz seiner erfreulichen Flexibiliät ist das Kabel absolut straff und fest. Selbst wenn es sich dem Aufbau geschuldet nicht mit der Festigkeit eines Kunststoffblocks präsentiert, wirkt es für sein filigranes Innenleben sehr solide und haltbar. Welches Label hier hingehört? „Sehr gut“ sollte passen.
Anwendung
Wie ein Stromkabel verwendet wird, sollte hinlänglich bekannt sein: Kaltgerätebuchse auf den Kaltgerätestecker im Gerät schieben. Schuko-Stecker in die Schutzkontakt-Steckdose der Wand stecken. Kontaktschluss geschaffen.
Für unseren Test durfte das in-akustik AC-1204 AIR direkt den Verstärker versorgen, einen Yamaha A-S1000 mit einer HiFi-Tuning Supreme3 Feinsicherung aus Silber, drei Audio Exklusiv Silent Plugs RCA sowie diversen Vortex-Kappen auf den nicht genutzten Cinch-Buchsen und zwei biophotone Magic Akasha Sound Chips auf dem Netzteil.
Zwar hätte ich gerne herausgefunden, wie die Wirkung wäre, versorgte das Kabel die Steckerleiste, an der sämtliche Komponenten hängen, doch lässt sich das derzeit nicht eruieren. Der hiesige AudioPlan Powerstar ist leider fest verkabelt.
Wirkung über Lautsprecher
Um die Wirkung des in-akustik AC-1204 AIR zu testen, durfte die Kette zuerst für ein Weilchen die Playlist durchspielen. Als das Zwei-Stunden-Weilchen geschafft war, folgte der erste Hörterst mit dem bisherigen Set-up. Resultat:
Die Tiefenstafffelung ist im allgemeinen gut, das Klangspektrum ausgewogen mit leichten Schwächen im Bass und gelegentlichen Spitzen in den höheren Mitten, was allerdings dem Raum geschuldet ist. Das räumliche Abbild und die Trennschärfe von Instrumenden und Stimmen ist realistisch und überzeugt (nicht nur mich). Akustische Darbietungen klingen sehr realistisch, Rock und Metal könnten dagegen manchmal eine Prise mehr Wumms vertragen.
Was verändern die in-akustik AC-1204 AIR?
Der erste Eindruck: Alles ein bisschen. Der zweite Eindruck: Alles ein bisschen mehr.
Tatsächlich wirken Bassdrum und Bass bei Dewey vom jüngsten Album Jackets XL der Yellowjackets straffer, entschiedener und tragfähiger. Ihr Ausklang ist länger, ihr Volumen vollen, das Timbre wärmer. Allein schon für dieses Plus wären die Kabel ihr Geld wert, aber sie leisten noch mehr: Die Glockentöne des Synthesizers perlen frischer und klingen fruchtiger. Zudem findet die Musik in mehr Raum statt, zwar nicht im Format der Bühne, aber in der Weise, wie sie das Volumen ausfüllt. Sie ist dichter und zugleich liquider, ohne an Fokus oder Präzision zu verlieren. Die einzige sinnvolle Begründung hierfür: Zusätzliche Details im allgemeinen Klangabbild und detaillierterer Ausklang durch mehr Tempo in der Signalverarbeitung.
Brooke Sharkey trägt ihr Your Tomorrow mit einer erfreulichen Wärme in der Stimme vor und steht nicht nur sehr zentral, sondern auch dreidimensional im Raum. Dieses Plus an Plastizität einer einzelnen Schallquelle ist neu. Und nicht nur sie, auch der Kontrabass, die Gitarre – jedes Instrument ist auch für sich plastischer, räumlicher, so als wäre jeder Resonanzkörper persönlich zugegen. Die Bühne ist lichter, außerdem haben die Höhen weniger Schärfe – ein genussvolles Vorspiel, zumal auch die Details von Sharkes Gesang, all diese feinen Stimmspielchen, tatsächlich sehr fein und differenziert auszumachen sind.
Die Dobro, die den Einsteig in Dire Straits You And Your Friend so charakteristisch macht, klingt freundlich blechern, da auch hier der Diskant weniger scharf und die Mitten ausgewogener aus den Lautsprechern tönen. Marc Knopflers Gesang ist näselnder, auch hier einem Detailplus geschuldet. Das Schlagzeug tickt präziser auf den Punkt und die Sythesizer schweben förmlich über dem Hintergrund, statt dort – wie bisher – bloß zu residieren.
Da schlängeln die Klänge: Das in-akustik AC-1204 AIR machen die Musik flüssig, offen, weit und warm
Als nächstes intonieren Marianne Thorsen und die TrondheimSolistene das Rondeau Allegro, den dritten Satz von Mozarts Violinkonzert in G-Dur KV 216. Der Violinen-Anstrich ist samitg und weich, das Gesamtklangbild filigraner als sonst, die Tutti füllig, aber nicht brüllig, obwohl der neue Hörraum sonst gelegentlich mal zu Übertreibungen in den unteren Tausendern neigt. Hier dagegen schwungvoll-flüssiges Spiel für Genießer. Das ist klasse.
Um die Chorqualitäten zu klären, darf Herbert von Karajan das Requiem von Mozart aufführen, und zwar gleich das Introitus. Der Auftrakt erfolgt bekannt getragen: Die seufzenden Streicher, gefolgt vom Chor, der beginnend beim Bass auf der Linken über Tenor und Alt zum Sopran im Kanon gleichsam erblüht und die Bühne mit einem watteweichen Klangkleid rückwärtig füllt. Das Orchester spielt trennscharf und feinfühlig, und dann setzt der Sopran von Wilma Lipp ein. Warm schafft er zentral auf der Bühnen einen schönen Kontrast zu den übrigen Stimmen. All das geschieht wiederum sehr plastisch und dreidimensional, so dass der Raum beeindruckend fassbare Dimensionen erlangt, ohne dass der Klang an irgendeiner Ecke träger herumklebt.
Der erste Satz von Leos Janačeks Kreutzer Sonate, eingespielt vom Calidore String Quartet auf ihrem letzten Album Resilence, erhält mit den in-akustik AC-1204 AIR deutliche Frische und ist ein sehr viel gebundeneres Klangereignis, dessen Urheber zugleich präzise auf den Punkt im Raum abgebildet sind: Die Instrumente sind nicht bloß besser ausdifferenziert, sie klingen zugleich mehr als Einheit. Auch im Detail finden sich viele kleine Extras, darunter auch das Einatmen eines Musikers in Sekunde 17. Dem Cello spendiert das AC-1204 AIR mehr Körper, die Viola ist runder, die Violine zirpt mit einem Plus an Klarheit – die Verbesserungen spielen sich wiederum auf praktisch allen Ebenen ab: Dynamik, Vielfalt, klangliche Harmonie, Luftigkeit, Plastizität und nicht zuletzt Authentizität gewinnen. Zuzuhören wird deutlich entspannter, Entdeckungen zu machen leichter. So sollte das eigentlich schon vorher gewesen sein und ich hatte bisher gemeint, es sei dem auch so. Doch wie so oft ist der Feind des Guten das Bessere.
Wenn es so hübsch läuft, verlockt das zum Klarinetten-Test, schließlich sind die Holzblasinstrumente immer mal für ein paar penetrante Mitten gut und sie können auch prima fies Quieken. Vortragen darf Andreas Ottersamer zusammen mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra die Prelude Nr. 1 aus Claude Debussys La Fille aux cheveux de lin im Arrangement von Stephan Koncz. Und während ich noch auf rauhe Resonanzen warte, entlassen die Lautsprecher angenehm luftige und zarte Klänge, die allemal nach einer Klarinette klingen, und zwar nach einer phantastisch intonierten. Dass die Aufnahme Qualität liefert, war mir dank Kopfhörern schon bekannt, jetzt ziehen die Boxen gleichwertig nach – und stellen den Solisten sogar noch etwas plastischer auf die lichte Klangbühne. Wunderbar.
Fehlt noch die Rock-Fraktion: On Peregrine Wings von Joe Satrianis Album Shockwave Supernova fliegt die Gitarre mit Wucht in den Hörraum und der Bass drückt entschieden hinterher, angetrieben von einem sehr entschlossenen Schlagzeug. Der neue Schwung gepaart mit einem Plus an Transparenz im akustischen Schauspiel muss erst verdaut werden, bevor der Genuss einsetzt. Besonders charmant ist, dass sich Klarheit und Präzision auch nicht bei größerer Lautstärke verlieren, sondern sich einzig mit mehr Wumms und Screams – jedoch ohne Geschrei – mitteilen. Das ist Rockgenuss auf einem neuen Level.
Den Eindruck untermauert der Gegentest mit Peckinpah vom Album House of Gold & Bones 2 von Stone Sour eindrucksvoll: Die Bassfrequenzen schieben massig in den Hörraum, in dem sie eine deutlich weitere Bühne präsentieren, deren Ende mit dem Ausklang der Synthesizer zu Beginn gleich in weite Ferner gerückt wird. Der Gesang von Corey Taylor wechselt von rauhem Growlen zu klaren Lyrics mit überraschender Leichtigkeit und einem beachtlichen Unterschied im Stimmcharakter – und beides ist glaubhaft! Zudem verlieren sich auch bei hoher Lautstärke die Gitarren nicht in einem matschigen Knäul, sondern bleiben bis an die Schmerzgrenze sauber differenzierbar. Ein Höllenspaß in jeder Dimension.
Und wo wir schon so umfangreich dabei sind, können wir auch noch die Elektro-Fraktion antesten: Jean-Michelle Jarre darf Oxygene 4 von Planet Jarre verköstigen, und es geht die Ohren runter wie Öl. Neben dem wesentlich feineren Klang der Synthesizer fällt vor allem der Raumgewinn in der Tiefe und die Fokussierung von Klang an den verschiedenen Punkten der Bühne auf – der Raumgewinn ist geradezu spektakulär.
Was lässt sich als Zwischenfazit festhalten?
In Summe sorgt das Netzkabel in-akustik AC-1204 AIR durchgängig für luftigeren Klang, für samtenere Höhen, einen strafferen Bass, wärmere Mitten und vor allem ein in sich klareres und zugleich offeneres Klangbild, das sich über alle Genre hinweg als Gewinn bemerkbar macht. Das Kabel weitet die Bühne und gibt den Schallereignissen zugleich mehr Fokus, was entspanntes Hören wie entspanntes Zuhören deutlich leichter und genussvoller macht. Ein echtes Glückskabel, sozusagen.
Wirkung über Kopfhörer
Da meine bevorzugten Kopfhörer, die elektrostatischen Koss ESP 950, über einen Ausgang des Verstärkers mit Signalen versorgt werden, bietet sich an, mit Ihnen einen zweiten Vergleichstest zu machen. Auch hierfür darf die Kette erst im bisherigen Set-up klingen, bevor das in-akustik AC-1204 AIR den Stromfluss übernimmt.
Vier Aspekte, die sich schon bei der Wiedergabe über Lautsprecher klar zeigten, fallen über Kopfhörer ebenfalls unmittelbar auf:
- die Bässe sind straffer und voller
- die Höhen sind sanfter und präziser
- der Raum wird offener und fülliger
- die Instrumente wirken natürlicher und plastischer
In der Praxis zeigt sich das so:
Cassandra Wilson formuliert ihre Sicht zum Thema in Good Morning Heartache sehr deutlich – das akustische Geschehen ist nämlich jetzt sehr dicht am Ohr. Die Besen des Schlagzeugers wischen zum Auftakt so sichtbar, als säße man direkt neben der Snaredrum. Und die Dame Wilson selbst? Sing authentisch in die Hörmuschel, ganz so, als wär sie da. Hierbei lässt sie sich auch von der Dynamik nicht aus dem Konzept bringen, die dann und wann anhebt, quäkende Klarinette inklusive. Sogar dort, wo es laut wird, bleibt die Transparenz des Stückes unbefleckt.
Seinem Schlagzeug bei der filigranen Arbeit zuhören kann man nun auch Alyn Cosker, als er Logan’s Slogan eröffnet, entnommen seinem Album Lyn‘s Une. Besonders die feinen Differenzen je nach Hi-Hat-Stellung fallen sofort auf, ebenso dass er offenbar mit zwei Stöcken in einer Hand spielt. Und auch sonst ist die Aufnahme vorbildlich offen, klar und greifbar. Prima.
Das Feld der Klassik möchte ebenfalls noch einige Anmerkungen machen: Olga Scheps liefert in der Nocturne op. 9: No. 2 Andante von Frederyk Chopin, entnommen ihrem jüngsten Albums Melody, ein gelüftetes und deutlich detaillierteres Spiel als bis vor kurzem. Selbst ein versehentliches Pochen auf dem Flügelkorpus und ihr leichteres Einatmen sind nun sicher auszumachen – und zu lokalisieren. Wollten wir das so genau wissen? Eigentlich schon.
Denn im Großformat ist differenzierte Transparenz noch immer wesentlich. Einen Beleg liefert Jerusalem, Jerusalem des Uranienborg Vokalensembles unter Elisabeth Holten, zu finden auf ihrem Album Himmelrang (Holistic Mix). Es gehört in meinen Augen – Verzeihung: Ohren – zu den besten Choraufnahmen, die der Markt zu bieten hat, insbesondere, da sich die Stimmen in einem Kirchenschiff gegen eine massive Orgel zu behaupten haben. Die Aufnahmekunst von Tontechniker Morten Lindberg erlaubt es dem Chor aber, sich mit Leichtigkeit gegen die Orgelpfeifen abzuheben, so dass ein fülliges und raumreiches Klangspektakel die Trommelfelle erreicht. Was unter dem Einfluss der in-akustik AC-1204 AIR besonders fasziniert ist in diesem Fall die schwebende Leichtigkeit, mit der sich das sehr füllige Klangspektrum differenziert äußert, ohne es an Druck mangeln zu lassen. Das ist ein bisschen wie die Quadratur des Kreises, funktioniert aber überraschender Weise hervorragend.
Etwas kleiner Skaliert liefert das Stabat Mater dolorosa aus Giovanni Battista Pergolesis Stabat Mater in der Einspielung von Sandrine Piau und Christopher Lowrey mit den Les Talens Lyriques unter Christopher Rosset gleichfalls eine spannende Vorführung, und zwar in Sachen Greifbarkeit. Die Kopfhörer bebauen aus der Aufnahme eine Bühne direkt vor den Augen, auf der die beiden Stimmkünslter’innen weit vorne und sicher platziert intonieren, während die Streicher definiert hinter ihnen aufgespreitzt die Bogen führen. Sie sind gleichfalls erstaunlich detailliert zu vernehmen, wobei sie sich rein akustisch „zwei Meter weiter hinten“ anfühlen. Besonders spannend ist, der Stimmführung des Tenors zu folgen, der sich in erstaunliche Höhen schwingt. Feine Sache, das. Fehlt noch die obligatorische Brooke Sharkey. Sie singt Your Tomorrow sehr klar im Fokus und im Vordergrund. Ihre Gitarre gehört gleichfalls zu den Gewinnern, sie präsentiert sich als dreidimensionaler Schallkörper und nicht als Schallpunkt. Ebenso der Kontrabass, der körperlich und warm einsetzt und den Song mit solidem rundem Charakter unterfüttert. Die Details müssen auch nicht bangen: Die Nieten des Beckens, das später im Stück mit Schlegeln angespielt wird, sizzeln schon bevor sich der Grundklang des Beckens äußert. Das Stück, das ich häufig und gerne höre, ist mir in dieser Feinheit und Fülle noch nicht zu Ohren gekommen.
Allerdings – bei all diesen positiven Folgen sollte trotzdem niemand erwarten, dass die Elektrostaten damit zu echten Rockröhren werden. Dazu ist ihr grundsätzlicher Klangcharakter zu filigran. Ganz anders schaut es dagegen aus, wenn die Bowers & Wilkins P7 mit dem Kopfhörer-Ausgang des Verstärkers anbandeln:
Oblivion, zu finden auf Michael Romeros Album War of the Worlds, Pt. 1, startet mit sattfetten Bassriffs nebst gesättigten Bassdrumrolls. Das ist schon fast eine Nummer zu dick aufgetragen – dabei stehen die Potis wie auch sonst auf Neutral. Die gelegentliche Enge in den B&W ist dieses Mal kein Thema: Selbst in den kleinen Ohr-Dosen schafft das in-akustik AC-1204 AIR Stromkabel eine ordentliche Bühne. Auf der werkeln die Instrumente klar definiert, klanglich wie räumlich, was dem Hörgenuss entschieden zu Gute kommt. Das einzige, was bei derart warmherziger, aber auch präziser Wiedergabe misslich bleibt, ist, dass diese Präzision auch die Schwächen von Aufnahmen genau so exakt und damit gnadenlos präsentieren, wie die schönen Seiten der Musik. Das ist zwar nicht immer schön, aber wenigstens eine Entscheidungshilfe.
Das neutrale Ohr
Als zufällig das neutrale Ohr in den Hörraum kommt, darf es gleich im Sessel Platz nehmen. Technisch unbeleckt und frei von Glauben an HiFi-Voodoo durfte es aus der Bibliothek Musik auswählen. Der erste Kommentar folgte schon nach wenigen Minuten: differenziertes Abbild, harmonischerer Klang, mehr Raum, plastischere Instrumente, mehr Detail. Ob sich an der Kette was geändert hat?
In der Tat hat sich da was geändert!
Fazit
Mit den AC-1204 AIR ist in-akustik ein echter Wurf gelungen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ohne Frage grandios, auch wenn das günstigste Kabel mit 1 Meter Länge schon 550 Euro auf der Ladentheke sehen möchte. Doch wer viel Musik hört und diese dabei auch genießen möchte, wird die Ausgabe durch den Zugewinn sehr schnell als lohnende Investition verbuchen.
Wenn ich die Wirkung der in-akustik AC-1204 AIR in einem Satz zusammen fassen sollte, würde ich sagen: Diese Stromkabel sind die Einzelkomponente, deren Austausch den mit Abstand größten Gewinn für den Klang meiner Kette gebracht hat. Ohne Frage eine feine Referenz.
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Produkt-Daten
Produkt: Stromkabel
Hersteller: in-akustik
Modell: AC-1204 AIR
Besonderheit: Doppel-Helix-Aufbau
Maße + Preise:
- 1,0 Meter – 550 Euro
- 1,5 Meter – 650 Euro
- 2,0 Meter – 750 Euro
- 3,0 Meter – 950 Euro
- 3,5 Meter – 1.080 Euro
- 4,0 Meter – 1.180 Euro
- +/- 0,5 Meter – 100 Euro
Hersteller-Website: in-akustik
Abbildungen: in-akustik; HighResMac/Tom Semmler
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