Friedvolle Aufforderung: Tingvall Trio – Pax

Martin Tingvall, Jürgen Spiegel und Omar Rodrigo Calvo zuzuhören, macht seit gut zwei Jahrzehnten Spaß. Ihre Melodiösität, gepaart mit den individuellen Einflüssen der Musiker aus drei Ländern, lassen ein bestrickend harmonisches Spannungsfeld entstehen, wann immer der schwedische Pianist mit seinem deutschen Schlagzeuger und seinem kubanischen Bassisten als Tingvall Trio spielt. Und dieser Spaß ist auch mit dem jüngsten, inzwischen neunten Album, zu erleben: Pax. Doch eines ist anders.
Was da anders ist, heißt „Absicht“. Tingvall, der die Stücke des Trios komponiert, sagt: „In einer Welt voller Unruhe und zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung ist es mir ein besonderes Anliegen, mit unserer Musik ein Zeichen für den Frieden zu setzen.“ Daher auch der Titel: Pax, das lateinische Wort für Frieden.
Und ist Pax friedlich?
Das ist es allerdings. Es ist ein ruhiger, integrativer Vertreter des nordisch geprägten Jazz. Das gilt für den Titelsong Pax, der erst kurz vor Schluss der fast einstündigen Darbietung seinen Auftritt hat, und es gilt ebenso für das Album. Ein langweiliges Album ist es dennoch nicht.
Das liegt zum einen an den schon erwähnten Charakteren, die sich beteiligen, ein melodiöser Pianist mit einem lateinamerikanisch beeinflussten Bassisten und einem Schlagzeuger, dessen Spiel an westlicher Rockmusik angelehnt ist. Das macht manches Stück etwas zugänglicher, als es US-Adepten gefällig fänden, und das ist durchaus eine Stärke.
Stark ist aber auch, wie intensiv die Musik Emotionen weckt. Ob in den Dialogen des Ystad Folksongs, den dunklen Bass-Passagen von Shadows, den sich immer wieder hinterrücks einschleichenden unruhigen Struktur-Elementen in Witches, dem relaxten Gesamtflow von Cruisin‘ oder dem fordernden Charakter von The End (das übrigens das vorletzte Stück des Albums ist; es endet mit dem melancholischen Goodbye, das den Abschied von Pax wirklich schwer macht).
Schwer macht den Abschied auch die vorzügliche Abmischung des Trios. Der Bass zentral aufgestellt wird vorne seitlich leicht links vom Piano auf Fläche gestützt, während das Schlagzeug hinten seitlich leicht rechts Drive und Puls erzeugt. Der Effekt ist eine erstaunlich solide Verbindung, die Räumlichkeit erzeugt und die Instrumente dennoch greifbar hält. Das ist fast so faszinierend, wie die Musik selbst.
Pax ist ohne Frage ein in vielfacher Hinsicht aufregender Friedensbote.
Album-Daten
Interpret: Tingvall Trio
Titel: Pax
Genre: Jazz
Label: SKIP Records
Jahr: 2025
Spielzeit: 57:26 min
Format: FLAC 96/24
Als Studio Master für 16,50 Euro bei HighResAudio
Abbildungen: SKIP Records
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